Überarbeitung der Dauerausstellung

Neue, alte Handwerkskunst

von Heike Zech - 7.10.2021

Nürnberg - Sind wir nicht alle irgendwie Handwerker? Spätestens seit Beginn der Pandemie ist es stark im Trend, selbst zum Werkzeug zu greifen. Die neue Dauerausstellung zur Geschichte des Handwerks eröffnet im Frühjahr 2022 und wirft einen faszinierenden Blick zurück auf diese Jahrhunderte alte Arbeitswelt.

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Kuratorin Heike Zech mit der Lade der Nürnberger Schreinergesellen von 1595

Die neue Dauerausstellung nimmt Gestalt an: Themen wie Leben im Handwerk, Wandel und Erfindergeist, Tradition und Selbstverständnis werden vorgestellt, herausragende Schätze neu ins Licht gerückt, etwa die sogenannte Lade der Nürnberger Schreinergesellen aus dem Jahr 1595. In ihr dürften Gesellen wichtige Dokumente und andere Utensilien aufbewahrt haben, die sie bei ihren Treffen verwendeten: vielleicht eine Sanduhr, um Redezeit zu begrenzen, oder einen Pokal für Umtrünke. Die knapp einen halben Meter hohe Truhe kann jedem fürstlichen Möbel Konkurrenz machen. Statt Wappen und herrschaftlichen Bildprogrammen zeigen die superb gearbeiteten Intarsien Werkzeuge des Handwerks. Sägen, Zirkel, Messwerkzeuge und Hobel sind in edlen Hölzern, Perlmutt und Alabaster an allen Seiten der Truhe zu sehen. Dass die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst fließend sind, zeigte in Nürnberg nicht zuletzt Albrecht Dürer, der Handwerkersohn, der Künstler wurde.

Nürnberg ist Handwerksstadt und war weltberühmt für seine Meister – Frauen waren bis ins 20. Jahrhundert meist offiziell von Ausbildung und Berufsausübung ausgeschlossen. Obwohl Zünfte in Nürnberg seit dem Handwerkeraufstand 1348 nicht erlaubt waren, bildeten die einzelnen Gewerke ständische Organisationen. Sie regelten das Leben ihrer Mitglieder von der Wiege bis zur Bahre, regulierten Ausbildung, Produktion und Handel, waren geistige Heimat und soziales Netzwerk. Man traf sich regelmäßig in Herbergen und sammelte wahre Schätze an Pokalen, Laden und anderen Objekten, die im Lauf der Jahrhunderte zu „Zunftalterthümern“ wurden. Sie bezeugen die lange Tradition dieser Organisationen als Garant für die lückenlose Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten.

Seit dem späten 19. Jahrhundert, als Handwerkskorporationen aufgelöst wurden, gelangten zahlreiche Objekte zur Handwerksgeschichte ins Germanische Nationalmuseum. Doch auch der Blick in Gegenwart und Zukunft des Handwerks fehlt nicht in der Neupräsentation: Digitale Werkzeuge, neue Materialien und Ausbildungswege stehen einer wiedererwachten Begeisterung für Traditionen des Handwerks wie etwa der Walz gegenüber.

Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20.30 Uhr
Telefon: 0911 13 31-0
www.gnm.de

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