Instrumente des Marketings

Design & Bahn

von Ursula Bartelsheim - 11.10.2021

Nürnberg - Design begegnet uns heute überall, vom Auto bis zur Zitronenpresse. Und auch während einer Zugfahrt. Wie die Schilder am Bahnhof gestaltet und die Sitze im Zug geformt sind, beeinflusst das Reiseerlebnis. Die Bahn nutzt ihr Design deshalb schon lange als Marketinginstrument. In 20 Episoden erzählt die Sonderausstellung Design & Bahn die Geschichte des Designs bei der Eisenbahn. Zu sehen bis zum 12. Juni 2022 im DB Museum.

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In 20 Episoden erzählt die Sonderausstellung Design & Bahn die Geschichte des Designs bei der Eisenbahn.

Die Erzählung beginnt um 1900, als Gestaltung bei der Bahn erstmals größere Aufmerksamkeit fand. Mitglieder des Werkbundes, wie der Bauhaus-Gründer
Walter Gropius, entwarfen Inneneinrichtungen für Personenwagen. Richtig an Fahrt gewann das Bahndesign jedoch in den 1920er Jahren, als das Stromlinien-Fieber nicht nur die Formgebung von Schienenfahrzeugen revolutionierte. Zwischen Lokomotiven und Bügeleisen aus dieser Zeit lassen sich in der Ausstellung erstaunliche Parallelen finden. Gleichzeitig arbeiteten Grafikerinnen und Grafiker erstmals an einem modernen Erscheinungsbild der Eisenbahn, und es entstanden bekannte Marken wie Mitropa, Rheingold oder die S-Bahn.

Erstklassiges Sitzen: vom Sessel aus dem Rheingold-Zug (1928) bis zum ICE-Sitz (2005). © Karin Vogel

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hochschule für Gestaltung in Ulm zum Motor neuer Design-Entwicklungen. Viele ihrer Absolventinnen und Absolventen wählten später die Bahn als berufliches Betätigungsfeld und schufen Ikonen des Schienenverkehrs: vom Hamburger Hochbahnwagen bis zum ICE. Die Bundesbahn, die schon 1966 mit dem Plakat „Alle reden vom Wetter“ Design-Geschichte schrieb, rief zeitgleich ein Design-Center ins Leben. Die neue Abteilung veranstaltete 1971 den ersten internationalen Kongress zum Bahndesign, die ride 71, und zwar im Verkehrsmuseum Nürnberg, dem heutigen DB Museum. Lange verschollene Bilder und ein Modell der ride71 sind in der Ausstellung zu sehen – genau 50 Jahre später.

Auch in der DDR besaß Design einen hohen Stellenwert. Es sollte ostdeutsche Produkte auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig machen. So findet sich unter den Designmodellen aus dieser Zeit auch eine Lokomotive für Brasilien. In filmischen Interviews berichten DDR-Designer wie beispielsweise Lutz Gelbert über ihre Arbeit an Zügen für Griechenland und China.

 Schick in Rot und Blau! Die Dienstkleidung der Bundesbahn ab 1985.  © DB Museum

Mit der Bahnreform in den 1990er Jahren wurde der ICE vor 30 Jahren zur Ikone der neu gegründeten DB AG. Die Gestaltung des Hochgeschwindigkeitszuges ist eng verknüpft mit dem Namen von
Alexander Neumeister. Seine Skizzen und das Wettbewerbsmodell für den ICE T sind Meilensteine der Design-Geschichte und bilden ein zentrales Kapitel der Ausstellung. Am Schluss wagt die Schau, zu der auch ein umfangreiches Begleitbuch erscheint, einen Ausblick in die Zukunft. Werden wir die Bahnfahrt künftig entspannt im Liegen verbringen? Oder vielleicht sportlich? An 3D-Studien und Weißmodellen können Besucherinnen und Besucher das Bahnfahren von morgen entdecken.

Dampfbügeleisen Typ 139F40 aus dem Jahre 1948. © DB Museum

Janina Baur, Projektleiterin Begleitbuch „Design & Bahn“:

Ein Bügeleisen in Stromlinien-Form? Unglaublich, welche Ausmaße das Streamlining-Fieber ab den 1930er Jahren annahm. Plötzlich musste alles windschnittig gestaltet werden. Nicht nur Autos und Züge, sondern auch viele Alltagsgegenstände. Für mich ist das Dampfbügeleisen Typ 139F40 daher das Sinnbild für Momente, in denen die Bahn Designgeschichte geschrieben hat. Kaum ein Exponat zeigt eindrücklicher die enge Verbindung von Eisenbahn- und Alltagsdesign. Und daher ist das
Bügeleisen auch ein zentrales Motiv unserer Werbekampagne.

Mock-up des ICE 3, Entstehungsjahr: 1995 © Mike Beims

Ursula Bartelsheim, Projektleiterin der Ausstellung „Design & Bahn“:

Dem ICE-Mock-up sieht man seine bedeutsame Vergangenheit nicht an. Das Modell im Maßstab 1:1, das in der Fahrzeughalle des DB Museums steht, war Teil eines ganz großen Szenarios: 1995 mietete die DB AG in dem kleinen Ort Poing bei München eine Werkhalle von Siemens an, um dort acht Mock-ups von Steuer-, Mittel- und Restaurantwagen von ICE 3 und ICE T aufzubauen. Nie zuvor und nie wieder seither wurde ein solcher Aufwand betrieben, um Designentscheidungen für neue Züge zu treffen. Eben dieses Ereignis macht das Mock-up aus meiner Sicht ebenso so interessant wie das dynamische Design der neuen Züge, das von Alexander Neumeister und seinem Team entworfen wurde.

DB Museum
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Telefon: 0800 32 68 73 86
dbmuseum.de

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