Cosplay – eine Szene stellt sich vor
Eine geheimnisvolle, etwas düstere Szenerie eröffnet sich den Schaulustigen: Vor einer Baumallee schwingt ein junger Mann einen Zauberstab. Sein Kostüm aus roter, mit vielen Details gestalteter Jacke, schwarzer Hose und Umhang lässt nur einen Schluss zu: Es handelt sich um Viktor Krum, eine Figur aus dem Harry-Potter-Universum. Eine Fotografin hält die eingeübten Posen mit der Kamera fest.
Das Ergebnis ist ein Bild, auf dem René Eisenblätter dem originalen Harry-Potter-Charakter zum Verwechseln ähnlich sieht. Später nimmt er Anlauf und stößt sich mit einem großen Sprung von der Mauer des Pellerhauses ab, am Bildrand sprühen die Funken eines Tischfeuerwerks. Das wirkt dramatisch. Der Cosplayer – zusammengesetzt aus dem englischen Costume (= Kostüm) und Play (= Spiel) – ist bereits in viele Rollen geschlüpft.
Auch Sandra Wentzke ist begeistert von diesem Hobby. Bei einem sogenannten „Shooting-Day“ posiert sie als farbenfrohe Alice im Wunderland vor der Kulisse des Pellerhofs in Nürnberg. Wie Eisenblätter hat auch sie den Großteil ihres Kostüms mit Hingabe selbstgemacht: „Für mich gehört der Herstellungsprozess fest zum Hobby dazu. Für meine Alice habe ich die Rockteile per Hand bemalt, alle Blüten aus Filz handgefertigt und einzeln angebracht.“ Cosplay bedeutet also nicht nur, gut auszusehen und einen bestimmten Charakter gut darzustellen, sondern vor allem viel handwerkliches Geschick.
Hier nutzt Cosplayerin Sandra Wentzke die Kulisse des Nürnberger Pellerhauses, um sich und ihre Figur Alice im Wunderland wirkungsvoll zu drapieren. © David Gebauer
Getüftelt hat Wentzke nicht allein: Im Nürnberger Haus des Spiels trifft sich eine Gruppe Cosplayer regelmäßig in der hauseigenen Cosplay-Werkstatt. Es wird gemeinsam genäht und gefachsimpelt, man trifft sich zum Foto-Shooting oder verabredet sich für Events wie Buchmessen oder Cosplay-Wettbewerbe, die in ganz Deutschland stattfinden.
Zusätzlich sind viele Cosplayerinnen und Cosplayer auf Social-Media-Kanälen aktiv, denn es geht ihnen vor allem darum, gesehen zu werden. Und das werden Eisenblätter und Wentzke ganz sicher: Seit Juni sind ihre Porträts Teil einer Fotoausstellung im Haus des Spiels, die sich ganz ihrem Hobby widmet und von der Noris Liga e.V. initiiert wurde. Noch bis Januar 2022 zeigen die Fotografien im Foyer des Pellerhauses auch zwei weitere Kostümspielarten: Live-Action-Role-Play und Lolita-Fashion. Deren Anhänger sind ebenfalls im Haus des Spiels aktiv, auf vielen Ebenen: „Das Gebäude und die Umgebung sind wirklich perfekt für Fotoshootings, weil es so unterschiedliche Baustile gibt“, schwärmt Jennifer Stühler, Vorsitzende der Noris-Liga e.V. „Hier haben sowohl Mittelalter- als auch Fantasy-Player eine gute Kulisse, aber auch die, die eher in die modernere Richtung gehen.“
Caroline Feth präsentiert ihre phantasievolle und außergewöhnliche Lolita-Fashion. © Tobias Bauer
Haus des Spiels
Egidienplatz 23
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten: Geöffnet während der Veranstaltungen
Telefon: 0911 231-15257
haus-des-spiels-nuernberg.de