Spielzeug und Rassismus

Befreit spielen

von Gabriele Koenig - 12.10.2021

Nürnberg - Was hat Spielzeug mit Rassismus zu tun? Leider ziemlich viel. Die Ausstellung Spielzeug und Rassismus – Perspektiven, die unter die Haut gehen zeugt von der Auseinandersetzung des Museums mit dem heiklen Thema – und präsentiert bis 9. Januar 2022 Beispiele für rassismusfreies Spielen.

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Der Tischkicker der Firma Janod formt Mannschaften aus Spielern unterschiedlicher Ethnien. 

Habt Ihr denn keine anderen Probleme? Karin Falkenberg kennt die Frage schon. „Genau das ist der Punkt“, sagt die Leiterin des Spielzeugmuseums: „Wir erkennen das nicht einmal, weil die Stereotype in unserem Denken seit der Kolonialzeit verankert sind.“ Wie schmerzvoll die Einordnung und Abwertung aufgrund von Herkunft und/oder Hautfarbe erlebt werden, hat sich bei der Vorstellung des Projekts im Nürnberger Integrationsbeirat gezeigt. Zwei türkischstämmige Mitglieder bestärkten Falkenberg: „Endlich guckt da jemand! Wir erleben das täglich.“

Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine schwarze Besucherin, der rassistisches Spielzeug aufgefallen war. Das Museumsteam nahm sich des Themas an, forstete die Bestände durch und organisierte einen Antirassismus-Workshop. „Es ist Aufgabe eines Museums, Werte zu vermitteln“, sagt Falkenberg. Für uns heute sind Gleichheit und Menschenwürde zentral. Deshalb sollen Objekte, die für eine geschichtliche Epoche stehen, zwar weiter gezeigt werden – aber mit einem einordnenden Kommentar.

Die fröhliche Lily ist eine von vielen Diversity-Spielpuppen des in Hamburg aufgewachsenen Puppenmachers David Amoateng. © Berny Meyer

Mascha Eckert, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, begann damit, rassistische Spielzeuge zu identifizieren. Besonders eindrücklich für sie war ein mechanisches Blechspielzeug von Lehmann: Ein Schwarzer im Lendenschurz klettert eine Palme hinauf und erntet eine Kokosnuss. „Schwarze werden oft so dargestellt: nackt, wild, wahlweise aggressiv oder einfältig – unzivilisiert eben.“ Wahrscheinlich stehe hinter dem Spielzeug gar keine bewusste Erniedrigung, doch spiegeln solche Spielzeuge unser Weltbild und prägen die Denkmuster der Kinder.

Alles nicht so gemeint? Karin Falkenberg wird deutlich: „Rassismus ist keine Meinung. Wenn alles ,nicht so gemeint‘ ist, können wir uns nicht weiterentwickeln.“ Entlang des Pfads stellen Erklärungstexte die Spielzeuge nun in ihren historischen Kontext, aufgelockert durch Zeichnungen der schwarzen Künstlerinnen Hannah Marc und Emily Winkelsträter.

Dass es anders und rassismusfrei geht, zeigen zudem Beispiele wie die Diversity-Puppen von David Amoateng oder ein Tischkicker mit Spielern in allen Hautfarben – ganz wie bei echten Fußballmannschaften.

Spielzeugmuseum
Karlstraße 13 – 15
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Telefon: 0911 2 31-31 64
spielzeugmuseum-nuernberg.de

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