Der Kopf ist rund

Kozłowski, der Altmeister der polnischen Konzeptkunst, stellt sich mit einer Arbeit vor, die aus 15 an der Wand befestigten Tellern mit Farbpigmenten besteht. Darüber Tücher, die Spuren der entsprechenden Pigmente tragen, als hätte jemand seine Hände daran getrocknet. Zugeordnete Namen von Orten, an denen weltweit Massaker stattfanden, werfen die Frage nach der Unschuld autonomer Kunst, aber auch nach ihrem utopischen Potenzial auf: „There will be no Srebrenica“... Jarosław Kozłowski lässt an Kunst zweifeln und gleichzeitig auf sie hoffen. Typisch für seine Arbeitsweise ist die Einbeziehung von Sprache. Sie ist immer im Spiel, da es ohne sie kein Denken gibt.
Die Objektkunstwerke von Christine Moldrickx irritieren durch ihre alltägliche Erscheinung, die ihr wahres Wesen verschleiert. Das Blatt einer Tageszeitung entpuppt sich als Zeichnung. Der Pullover ist nicht aus flauschiger Wolle, sondern aus eisernen Kettengliedern. Ebenso wenig hat ein an der Wand befestigtes Becken mit Sanitärkeramik zu tun. Es ist vielmehr ein Ort des Übergangs in eine andere Welt. Das englische Substantiv „sink“ für „Waschbecken“ bedeutet als Verb so viel wie „versinken“. Erinnert das Abflussloch nicht an den Umriss eines Kopfes?
Zu Künstler und Künstlerin aus der Sammlung von René Block (ab 5. November) tritt noch ein echter Lokalmatador, dessen ‚runder‘ Geburtstag das Motto für die Werkauswahl liefert: Der Bildhauer Bernd Klötzer wird im Dezember 80 Jahre alt. Grund genug, nach runden Arbeiten in seinem Werk Ausschau zu halten. Und die gibt es in Fülle! Eine runde Sache also, die den Kopf gleich mehrfach die Richtung wechseln lässt. Eröffnung des Sammlungsraums ist am 25. November.
Neues Museum Nürnberg
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