Im Naturhistorischen Museum

Die wiedergefundene Göttin Isis

von Eva Göritz-Henze - 7.6.2023

Nürnberg - Im Museum der Naturhistorischen Gesellschaft (NHG) befindet sich eine aparte figürliche Darstellung der Göttin Isis, eine Rekonstruktion aus dem jordanischen Petra. In der unübersichtlichen Landschaft dort war die Figur über Jahre nicht auffindbar. Jetzt wurde sie wiederentdeckt.

A generic square placeholder image with rounded corners in a figure.
Die Göttin Isis im Wadi Abu Olleqa.

Ende April war es soweit. Ein Team der Abteilung für Archäologie des Auslandes machte sich - wie es seit Jahrzehnten Tradition ist - endlich wieder auf den Weg nach Petra, der rosaroten Stadt im heutigen Jordanien. Nachdem die Grabung von 2020 bis 2022 coronabedingt abgesagt werden musste, konnte sie in diesem Jahr wie geplant stattfinden.

Dabei ging es in erster Linie um den Abschluss der Grabungen auf einem Bergplateau außerhalb von Petra. Hier arbeiten die Archäologen der NHG unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Hübner, Emeritus der Universität Kiel, in einer frühbronzezeitlichen Siedlung aus dem Anfang des 3. Jahrtausends v.Chr. Neben der Ausgrabung eines durch Bergsturz verschütteten Hauses und der Klärung bisher unsicherer Mauerverläufe bestand die Hauptaufgabe in diesem Jahr in der Wiederaufschüttung eines großen Hauses, das in den letzten zehn Jahren das Hauptarbeitsgebiet gewesen war.

Es gibt gute Gründe, das zu tun. Denn Archäologie ist immer eine zerstörerische Arbeit. Funde und Grundrisse, die Jahrtausende lang im Boden konserviert waren, sind nach der Grabung Wind und Wetter, aber auch mutwilliger Zerstörung durch Menschenhand schutzlos ausgeliefert. Deshalb ist es die Verpflichtung eines jedenverantwortungsvollen Archäologen, seine Grabung entweder dauerhaft zu konservieren oder, falls dies aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, sie wieder mit Erde zu bedecken und so für nachfolgende Forschergenerationen zu bewahren.

Genau dies haben die Archäologen in diesem Jahr mit Hilfe einheimischer Arbeiter vom Stamm der B´dul getan. Neben dem Zeichnen und Bestimmen der Funde blieb jedoch noch freie Zeit, um das weitläufige Stadtgebiet von Petra weiter zu erkunden. Auf einer dieser Exkursionen fanden die Archäologen eine von nur zwei sicher identifizierten Darstellungen der ägyptischen Göttin Isis im Wadi Abu Olleqa wieder. Diese sogenannte thronende Isis, die leider durch Witterungseinflüsse, aber auch durch menschliches Verschulden stark zerstört wurde, konnte fotographisch neu aufgenommen werden. Ein Glücksfall!

Im Museum der NHG befindet sich eine Rekonstruktion der zweiten Isis-Darstellung aus dem Wadi s-Seyyag. Bis heute ist nicht geklärt, warum und durch wen diese ägyptische Göttin Eingang zum erweiterten Stadtgebiet von Petra fand. Sicher ist aber, dass sie dort ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. verehrt wurde. Zur Klärung dieser und weiterer Fragen bedarf es erneuter Grabungen in Jordanien, die für das Jahr 2025 geplant sind.

Naturhistorisches Museum Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Do, So 10 – 17, Fr 10 – 21, Sa 13 – 17 Uhr
Telefon: 0911 22 79 70
nhg-nuernberg.de

Teilen mit
Zurück zur Übersicht