Ausstellung Gender*in Games

Wie Spiele unser Geschlechterbild prägen

von Peter Podretz - 7.6.2023

Nürnberg - Spiele sind nie (gender-)neutral. Die Ausstellung Gender*in Games. Geschlechterbilder in analogen und digitalen Spielen des 21. Jahrhunderts des Deutschen Spielearchivs Nürnberg im Haus des Spiels arbeitet bis 31. Dezember 2023 Vorstellungen von Weiblichkeit, Männlichkeit und Diversität in Spielen auf – mit hohem Erkenntnisgewinn.

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Figuren aus „Märchenball“ (Megableu, 2013) im Kontrast mit älteren Form-Spielfiguren.

In der Ausstellung treten Spieleforschung und Geschlechterforschung in einen spannenden Dialog, um vielfältigen Fragestellungen an Spiele nachzugehen: Welche Geschlechter werden wie repräsentiert? Welche gesellschaftlichen Normen werden dabei übernommen oder umgangen? Wie gehen Spielende mit den vorgefundenen Geschlechterbildern um? Und warum rufen ein gegenderter Scrabblestein oder eine Soldatin in einem Shooter-Spiel so viel Unmut hervor?

Vorstellungen von Geschlecht sind keine natürlichen oder unveränderbaren Gegebenheiten, sondern entwickeln sich in verschiedenen Gesellschaften zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich. Dabei werden diese Vorstellungen maßgeblich von medialen Darstellungen geprägt, die ihrerseits hergestellt werden und sich dabei an bestehenden Rollenbildern abarbeiten. Dies gilt auch für Spiele. Ob König und Dame im Schach und in Spielkarten, ob Prinzessinnen auf der Suche nach dem Märchenprinzen in Kinderspielen, ob Lara Croft als heldenhafte Archäologin mit übertriebenen Körpermaßen in Tomb Raider oder durch Communities „gequeerte“ Figuren wie Krieger und Kriegerinnen, die die Pride Flag durch Fantasywelten tragen – Spiele konstruieren, transportieren, (re-)produzieren, kritisieren und unterwandern bestehende Geschlechterbilder. Dabei machen sie diese nicht nur sicht- und hörbar, sondern vor allem spielbar, also im eigenen Handeln erfahrbar. Darin liegt ihre besondere Qualität – analog wie digital.

Die wissenschaftlich fundierte Ausstellung Gender*in Games macht deutlich, wie Spiele Geschlechter auf verschiedenen Ebenen thematisieren: in Figuren, in der Erzählung, in Bildern und Tönen, in Regeln und Spielmechaniken, in Anleitungen oder auf Covern. Die Exponate entstanden in einer Kooperation zwischen dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Deutschen Spielearchiv Nürnberg im Haus des Spiels.

Zu sehen sind stereotype pinkfarbene Prinzessinnen, aber auch Rebel Girls in Kinderspielen. Erwachsener präsentieren sich maskulin geprägte Shooter oder monströse Frauenfiguren in Horror-Spielen. Mit Blick auf die Spielenden wird der Frage nach geschlechter(un)gerechter Ansprache ebenso nachgegangen wie den Möglichkeiten, Charaktere hinsichtlich ihres Geschlechts selbst zu erstellen oder zu modifizieren – analog mit Pinsel, Farbe und Nähmaschine oder digital durch Eingriffe in den Programmcode. Gender*in Games konzentriert sich auf die aktuelle Spielekultur, historische Beispiele führen aber auch vor Augen, in welchen Traditionslinien Spiele des 21. Jahrhunderts stehen. Auf diese Weise zeigt die Ausstellung eine breite Palette von Gegenständen aus den Game Studies und den Gender Studies, um einen Impuls zu den aktuellen Debatten rund um das Thema Geschlecht in Spielen zu geben.

Queeres Modding mit Regenbogenfarben im PC-Spiel „Skyrim“ (Bethesda, 2011).                   © Deutsches Spielearchiv Nürnberg

Deutsches Spielearchiv
Egidienplatz 23
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten: Besichtigung nur nach Anmeldung
Telefon: 0911 231-14810
deutsches-spielearchiv.de

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