Ausstellung FUTURAILS

Eine Elefantendame geht baden

von Lisa Reinhard - 7.6.2023

Nürnberg - Die Wuppertaler Schwebebahn ist die älteste betriebsfähige Einschienenbahn der Welt. Noch berühmter ist sie aber für das vielleicht kurioseste Bahnunglück Deutschlands. Im Jahr 1950 bescherte es der Stadt ein inoffizielles Maskottchen. Davon zeugt eine Fotografie, die in der aktuellen Sonderausstellung FUTURAILS im DB Museum zu sehen ist.

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Die berühmte Postkarte ist eine Fotomontage – alle Fotografinnen und Fotografen befanden sich in der Schwebebahn.

Am 21. Juli 1950 bestieg die Elefantendame Tuffi die Wuppertaler Schwebebahn. Tuffi gehörte zum Zirkus Althoff, dessen Direktor Franz Althoff sie 1949 in Indien der Menagerie eines Fürsten abgekauft hatte. Althoff erkannte schnell das Potenzial der kleinen, zutraulichen und gelehrigen Tuffi und begann, sie für Werbezwecke einzusetzen.

Wo der Wanderzirkus Althoff Station machte, trat Tuffi auf den Plan. Sie trank in Altötting einen Weihwasserbrunnen leer, brachte in Solingen Bauarbeitern Bier und fuhr in unterschiedlichen Städten Straßenbahn. Althoff informierte im Voraus seiner Aktionen stets die Presse, sodass es von Schaulustigen wimmelte.

Da Tuffi schon Straßenbahn und Boot gefahren war, lag es nahe, sie auch mit der Wuppertaler Schwebebahn zu befördern. Franz Althoff löste mutmaßlich vier Tickets für Tuffi und ein weiteres für sich selbst, bevor die beiden um 10.30 Uhr in den Wagen Nr. 13 der Schwebebahn einstiegen.

Das aufregende Ereignis zog zahlreiche Presseleute an, der Wagen war brechend voll. Diese beengte Situation in der quietschenden und schaukelnden Schwebebahn war für die nur vier Jahre alte Tuffi kaum auszuhalten. Sie kletterte auf eine Sitzbank, die unter ihr zusammenbrach, worauf sie gegen die Außenwand lief und diese durchbrach. Tuffi stürzte zehn Meter in die Wupper, kam aber glücklich auf, verletzte sich nur leicht und lebte noch fast 40 Jahre weiter. Althoff und der Leiter der Verkehrsabteilung der Wuppertaler Stadtwerke wurden später zu einer Geldstrafe verurteilt. Aber nicht etwa wegen Tierquälerei, sondern wegen „fahrlässiger Transportgefährdung“.

Zu sehen ist Tuffis Wuppersprung noch bis zum 3. Dezember 2023 im DB Museum.

DB Museum
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Telefon: 0800 32 68 73 86
dbmuseum.de

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