Schau im Stadtmuseum Fürth

Kriegsleid in Franken und Syrien

von Stefan Benz und Marcus Mühlnikel - 7.6.2023

Fürth - Kann man den Dreißigjährigen Krieg des 17. Jahrhunderts mit modernen Konflikten wie dem in Syrien vergleichen? Die Ausstellung Dieweil das Land verheeret, die bis 10. September 2023 im Stadtmuseum läuft, tut es – und offenbart erstaunlich viele Gemeinsamkeiten.

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Junge vor einem zerstörten Haus in Aleppo.

Militärisch und politisch sind die Unterschiede groß, auf der Wahrnehmungsebene ist das anders. Denn was alle Konflikte verbindet: Die Menschen sind die Leidtragenden. Vertreibung, Hunger, Tod, Plünderung oder Inflation sind universal und nicht auf einen einzelnen Krieg beschränkt.

Das Erleben des Krieges rückt die Ausstellung im Stadtmuseum jetzt in den Mittelpunkt – und zwar über Jahrhunderte hinweg. Das heißt: Erfahrungen aus dem Dreißigjährigen Krieg in Franken werden mit den Erlebnissen aus Syrien geflüchteter Menschen verglichen, die den Krieg in ihrer Heimat erlebt haben und heute in Franken wohnen.

Das Museum eröffnet dazu mehrere Ebenen. Aus dem 17. Jahrhundert liegen vor allem Texte vor, die von Krankheit, Zerstörung und Tod, aber auch von Hoffnung und Sehnsucht nach Frieden berichten: Chroniken, Tagebücher, Akten aus den Rathäusern. Die moderne Zeit bilden Fotografien und Videos des Krieges in Syrien ab. Sie zeigen, was die Schriften schildern. Aus Syrien geflüchtete Menschen brachten diese Bilder auf ihren Mobiltelefonen mit nach Deutschland.

Die alten Texte und die aktuellen Bilder passen erstaunlich gut zusammen. Es ist, als würden die Fotos aus dem Syrienkrieg die frühneuzeitlichen Texte aus Franken illustrieren bzw. die alten Texte die aktuellen Fotos beschreiben. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie die Sicht der Nachwelt oder der Medien unsere aktuellen Kenntnisse prägen.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschafts-projekt – konzipiert von der Didaktik der Geschichte an der Universität Bayreuth und dem Institut für Fränkische Landesgeschichte in Thurnau in enger Kooperation mit Geflüchteten aus Syrien. Sie wurde bereits 2019/20 im Historischen Museum Bayreuth gezeigt, 400 Jahre nachdem der sogenannte „Deutsche Krieg“ richtig begonnen hatte.

Für die Ausstellung in Fürth wurde das Konzept nun regional angepasst. Dazu gelang es, im Stadtarchiv Fürth mit Unterstützung von dessen Leiter Martin Schramm die Aufzeichnungen eines Fürther Schulmeisters zu identifizieren, der viele Ereignisse aus der spezifischen Sicht des Nürnberger Umlandes für die erste Kriegshälfte dokumentierte.

Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit Kuratorenführungen, Vorträgen und einem Zeitzeugengespräch mit Geflüchteten aus Syrien und der Ukraine.

Stadtmuseum Fürth
Ottostraße 2
90762 Fürth
Öffnungszeiten: Di – Do, Fei 10 – 16 Uhr, Sa, So 10 – 17 Uhr
Telefon: 0911 974-37 30
stadtmuseum-fuerth.de

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