Die Cadolzburg macht Spaß

Närrische Zeiten!

von Uta Piereth - 7.6.2023

Fürth - Im späten Mittelalter gab es Närrisches nicht nur zur Fastnachtszeit. Humor spielte auch im Alltag eine Rolle – zum Beispiel bei den Zollern in Franken. Das zeigt das Jahresmotto der Cadolzburg: Es verschreibt sich den Narren - und dem Lachen bei Hof.

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Der Illustrator Robert Kraus entwickelte das Bild des Narren Contz: typisch gekleidet und durch die Brille als besonders klug charakterisiert.

Ein Inventar des Jahres 1471 verrät: Der Narr Contz hatte ein eigenes Schlafzimmer in der Nähe seines Herren Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg. Diese Ehre wurde nur sehr wenigen im immerhin rund 300 Menschen umfassenden Hofstaat zuteil, gewiss also ein Zeichen für die Wertschätzung von Contz. Es ist auch zu lesen, dass es ein „cleins pethlein“ war. Also vielleicht das Bettchen eines Kleinwüchsigen? Narren und „Zwerge“ gab es mehrere bei den Zollern, wie überhaupt an spätmittelalterlichen Fürstenhöfen. Die Faszination, die von solchen Abweichungen von der Norm ausging, war groß. Gern umgaben sich die Mächtigen mit Menschen, die physisch oder psychisch anders, deren Bewegungen oder Mimik exotisch oder extrem waren. Als Toren, als Unwissende, als außerhalb der göttlichen Weisheit und gesellschaftlichen Ordnung Stehende wurden sie auch als Narren bezeichnet. Sie trugen Schellen, oft eine Mütze mit Eselsohren und ein Szepter mit Narrenkopf (die Marotte) als Abzeichen, in der Regel auch ein zweigeteiltes Gewand.

Nicht alle, die man sich als Kuriosum seit dem 14. oder 15. Jahrhundert im „inner circle“ eines Hofes leistete und mit Kleidung, Essen, Geschenken, ja oft sogar einem eigenen Betreuer ausstattete, waren aber solche natürlichen Narren. Sogenannte Schalksnarren schlüpften nur in die Hülle der vermeintlichen Unwissenheit und Nichtigkeit der menschlichen Weisheit. So vermochten sie, ungestraft eine andere Sicht auf die Dinge zum Ausdruck zu bringen: Sie konnten sich über sich selbst, aber auch über andere, womöglich sogar über feststehende Werte und Regeln lustig machen. Sie konnten zum Lachen bringen, dadurch Situationen entschärfen oder gemeinschaftsstärkend wirken unter den Mitlachenden. All das war gewiss bei einem Herrn wie dem temperamentvollen Albrecht Achilles von Brandenburg oft als Ventil hilfreich.

Heiterkeit galt vielleicht auch deshalb zu seiner Zeit als Herrschertugend. Dieser Kurfürst liebte Humor jedenfalls, durchaus auch den derben! So dürften die Beiträge des Narren Contz und seiner Kollegen nicht zuletzt zu entspannter Atmosphäre und zur Unterhaltung des Hofstaates beigetragen haben.

Ob oder inwieweit der offenkundig sehr geschätzte Narr Contz seinem Herrscher als Inbegriff menschlicher Weisheit unter der Maske des Unzurechnungsfähigen in einer doppelten Verkehrung auch Ratgeber war oder ihn an die Grenzen der fürstlichen Macht erinnerte, ist im Falle des Zollernhofes nicht überliefert. Bemerkenswert ist allemal, dass sich gerade in der benachbarten Reichsstadt Nürnberg zeitgleich verschiedene Formen närrischer Kurzweil - wie etwa die Fastnachtsspiele eines Hans Folz - großer Beliebtheit erfreuten: lesenswerte Zeugnisse des Humors aus Zeiten, die wahrlich nicht immer lustig waren.

Auf der Cadolzburg geht es derzeit besonders unterhaltsam zu mit einer Narrenbühne, musealen Interventionen und zahlreichen Themenveranstaltungen. Ein Besuch lohnt sich!

Das Gewand der Narren am Hof dürfte die Farben der Zollern gezeigt haben. © Bayerische Schlösserverwaltung

"Närrische Zeiten!" im Museum © Bayerische Schlösserverwaltung

Burg Cadolzburg

90556 Cadolzburg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 16 Uhr, ab April 9 – 18 Uhr
Telefon: 09103 700-8615
burg-cadolzburg.de

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