Zwei Ausstellungen im Stadtmuseum

Echte Neumarkter Gewächse

von Barbara Leicht und Petra Henseler - 7.6.2023

Neumarkt - Mit gleich zwei neuen Ausstellungen lockt das Stadtmuseum vom 16. Juni bis zum 17. September 2023: gewidmet sind sie dem Kulturpreisträger Hubert Baumann und dem Agrarbiologen Lorenz Hiltner.

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Hubert Baumann beim Schweißen.

Funken fliegen, Rauch liegt in der Luft – in der gesamten Werkstatt lagern viele gefundene, gesammelte rostige Eisenobjekte sowie Werkzeuge. Inmitten dieser unspektakulären Schrottteile gestaltet Hubert Baumann einen faszinierenden Kosmos phantasiereicher Formen und Figuren. Beim Verwerten der Eisenreste setzt er Schweißgerät und Plasmaschneider ein. Auf Reisen zu verschiedenen Ethnien erfuhr Baumann vieles über deren Alltagsleben und religiöse Gepflogenheiten. Diese Eindrücke inspirieren ihn bis heute. Der Künstler lässt seiner Intuition freien Lauf, seine Imaginationskraft scheint unerschöpflich. Aus dem rostigen Material und weiteren Stoffen wie Bitumen, Farbe, Holz und Glas schafft er merk- wie denkwürdige Bildwelten in seinen Werkgruppen Altäre, Eisenkugeln, Schilde, Objekte, Hinterglasbilder, Objektkästen sowie bei Projekten für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Nicht zuletzt wegen seiner Kreativität und eigenwilligen Formsprache erlangte er überregionale Bekanntheit. Konstruktives zeigt sich neben Figuration: humorvoll abstrahiert, ethnisch beeinflusst, als nostalgische Fotografie oder plastische
Erscheinung.

In den Über Welten präsentiert die Stadt Neumarkt i.d.OPf. das Oeuvre ihres Kulturpreisträgers des Jahres 2019. Hubert Baumann greift installativ in die Dauerausstellung des Stadtmuseums ein und setzt seine Kunst in direkten Kontext zu historischen Exponaten.

Parallel dazu wird dort ein Pionier der Bodenbakteriologie vorgestellt: Lorenz Hiltner. Geboren 1862 in Neumarkt, war er der jüngste und beste Absolvent des ersten Abschlussjahrganges der neu gegründeten Königlichen Gewerbeschule Neumarkt, besuchte anschließend die Industrieschule in Nürnberg und zog kurz vor seinem 18. Geburtstag zum Studium nach Erlangen.

Von 1880 bis 1885 – der Forschungswettlauf zwischen Louis Pasteur in Paris und Robert Koch in Berlin hatte gerade begonnen – studierte Hiltner Naturwissenschaften. Mit 20 Jahren war er Stipendiat am Zoologischen Institut in Neapel und von 1885 bis 1899 als Assistent an der Pflanzenphysiologischen Versuchs- und Samenkontroll-Station in Tharandt tätig, wo auch seine 1891 in Erlangen eingereichte Dissertation entstand. 1899 berief man ihn zum Leiter des Bakteriologischen Laboratoriums für Land- und Forstwirtschaft nach Berlin, das er nach drei Jahren verließ, um in München Direktor der neugegründeten Königlich Bayerischen Agrikulturbotanischen Anstalt zu werden. Bis zu seinem Tod 1923 entwickelte er dort Methoden zur landwirtschaftlichen Ertragssteigerung, die er in den von ihm herausgegebenen Praktischen Blättern für Pflanzenbau und Pflanzenschutz veröffentlichte.

Zukunftsweisend und heute hochaktuell waren vor allem seine Forschungen zum Zusammenspiel von Bodenorganismen und Pflanzenwurzeln in einer Zone des Erdreichs, für die Hiltner 1904 den Begriff „Rhizosphäre“ prägte. Zum 100. Todestag dieses Pioniers der ökologischen Landwirtschaft stellt das Stadtmuseum einen kurzen Abriss seiner Forschungen vor biographischem Hintergrund aus.

Knöllchenbakterien im Wurzelgeflecht. © L. Hiltner/K. Stürmer

Stadtmuseum Neumarkt i. d. OPf.
Adolf-Kolping-Str. 4
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr, So 14 – 17 Uhr
Telefon: 09181 2 55 27 20
stadtmuseum.neumarkt.de

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