Im Lothar Fischer Museum

Mit Rudolf Wachter mitten hinein ins Herz der Stämme

von Pia Dornacher - 7.6.2023

Neumarkt - Er war einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit. Sein Lieblingsmaterial: Holz! In der gleichnamigen Ausstellung zeigt das Museum Lothar Fischer vom 25. Juni bis zum 8. Oktober 2023 womit Rudolf Wachter so erfolgreich war – und warum.

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Skulpturen im ehemaligen Wohnhaus der Familie Wachter in München

Die Kettensäge war sein mächtiges Werkzeug. Damit schnitt Rudolf Wachter bis ins Zentrum des zumeist frisch gefällten, noch feuchten Baumstamms. Durch diesen Kern- oder Schwundschnitt des Bildhauers ins Herz des Stammes entwickelt das bearbeitete Holz seine formgebenden Kräfte. In unterschiedlichen Werkgruppen untersuchte Rudolf Wachter die natürliche Struktur und Form seines Materials. Auf diese Weise gelang es ihm, Skulpturen zwischen organisch gewachsener und künstlerisch bearbeiteter Form entstehen zu lassen. Sein umfangreiches Werk ist bis heute eine besondere Symbiose aus Kunst und Natur, die gerade im Museum mit den Ausblicken in den Neumarkter Stadtpark gut spür- und erkennbar wird.

Rudolf Wachter hat mit seinem Schaffen maßgeblich zur Erneuerung der deutschen Holzbildhauerei im 20. Jahrhundert beigetragen. Stets begriff er das Holz als einen lebendigen Werkstoff, mit dem er in einen intensiven Dialog trat: „Ich arbeite mit dem Holz und das Holz arbeitet mit mir“, lautete sein Credo.

Anlass der Sonderausstellung, die neben großen Bodenarbeiten und Wandreliefs aus Holz auch drei Bronzeunikate und ausgewählte Zeichnungen präsentiert, ist der 100. Geburtstag des Künstlers. 1923 in Bernried/Bodenseekreis geboren, machte Rudolf Wachter zunächst in der elterlichen Schreinerei eine Lehre. Die Liebe zum Holz und der professionelle Umgang damit waren ihm also in die Wiege gelegt. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Russland wurde er schwer verletzt und verlor ein Bein. 1946 begann er eine Ausbildung als Holzschnitzer in Oberammergau, der sich ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, zuletzt als Meisterschüler bei Josef Henselmann, anschloss. Nach Auslandsaufenthalten in Griechenland und den USA lebte er mit seiner Frau Ulla und den fünf Kindern in München, wo er 2011 starb.

In seinem Leben hat Rudolf Wachter zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Er war unter anderem Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste in München, war ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München sowie Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Für Lothar Fischer, der zeitlebens mit Rudolf Wachter eng befreundet war, hat der Bildhauerkollege „ein imposantes Werk geschaffen, kraftvoll und lebendig! Es ist großartig, wie er aus dem bildhauerischen Prozess heraus seine lapidaren Formen entwickelt. Er ist für mich ein ‚minimalistischer‘ Bildhauer im besten Sinne.“ Dass Wachters Werke jetzt in dem Museum ausgestellt sind, das den Namen seines Freundes trägt, ist also auch ein schöner später Ausdruck ihrer Verbundenheit.

Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09181 51 03 48
museum-lothar-fischer.de

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