Erlangen und die Kunst

von Andreas Thum - 18.10.2023

Erlangen - „Eldorado der Kunst“ oder „kunstarme Stadt“? Der „Kunststandort“ Erlangen wurde im Lauf der vergangenen 100 Jahre höchst unterschiedlich wahrgenommen. Kein Wunder, hat sich die Stadt in dieser Zeit doch beträchtlich gewandelt. Ausgehend von der Kunstsammlung des Stadtmuseums nimmt die Ausstellung Erlangen und die Kunst vom 10. Dezember 2023 bis 28. April 2024 das Wechselverhältnis zwischen bildender Kunst und Stadtentwicklung in den Blick.

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Jakob Dietz: Der Jordanweg in Erlangen, 1959 © Erich Malter

Kunst steht immer in Beziehung zu Publikum und Kritikern, Mäzenen und Moden, Ökonomie und Politik. Geschichte und Entwicklung der Stadt Erlangen spiegeln sich in ihrem Umgang mit Kunst, aber auch in den Kunstwerken selbst. Die Ausstellung skizziert Facetten der lokalen Kunstlandschaft: Wer gab Kunst in Auftrag und wo wurde sie ausgestellt? Wie reagierte das Erlanger Publikum auf moderne Strömungen des 20. Jahrhunderts, und wie verhielten sich lokale Künstlerinnen und Künstler dazu? Welche Rolle spielten Institutionen wie der Kunstverein, und wieso dauerte es Jahrzehnte, bis Erlangen ein eigenes Kunstmuseum hatte? Was bedeuten die Krisen der Gegenwart für die Erlanger Kunstszene und welche Herausforderungen stehen in der nahen Zukunft an?

Mit den Anfängen bürgerlicher Kunstpflege um 1900 etablierten sich in Erlangen erste Ausstellungsräume und Galerien, wie die „Kleine Pinakothek“ in der Orangerie, eine Zweigstelle der Münchner Staatsgemäldesammlung. In den 1920er Jahren avancierte die Stadt kurzzeitig zum Schauplatz aufsehenerregender – und kontrovers diskutierter – Ausstellungen moderner Kunst, ehe die Machtübernahme der Nationalsozialisten dieser Entwicklung ein jähes Ende setzte: 1933 war Erlangen eine der ersten Städte in Deutschland, in der eine „Schreckenskammer“-Ausstellung mit sogenannter „entarteter Kunst“ gezeigt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die unzerstörte Stadt Anlaufstelle für viele heimatlos gewordene Künstlerinnen und Künstler, die der Kunstszene neue Impulse gaben. Zahlreiche „Baustellenbilder“ dokumentieren das rasante Wachstum Erlangens in dieser Zeit. In den 1960er und 1970er Jahren suchte eine junge Generation nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen und innovativen Wegen der Kunstvermittlung. Bis heute ist der Mangel an Künstlerateliers und Galerien ebenso ein Dauerthema wie der Wunsch nach einer ständigen Kunstausstellung.

Stadtmuseum Erlangen
Martin-Luther-Platz 9
91054 Erlangen
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 9 – 17, Do 9 – 20, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09131 86-23 00
stadtmuseum-erlangen.de

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