Hat die KI kreatives Potenzial?

von Annabelle Hornung und Stephanie Müller - 19.10.2023

Nürnberg - Die Ausstellung New Realities – Wie Künstliche Intelligenz uns abbildet im Kommunikationsmuseum zeigt bis 21. Januar 2024 KI-generierte Bildserien und lädt Gäste zur Auseinandersetzung mit Forschungsansätzen zur Kreativität von KI ein.

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Key Visual der Ausstellung "new realities" © KI-generiert; Idee/Prompt/Bearbeitung: Maren Burghard für das MKN

Die Diskussion um Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) ist in vollem Gange. Die ausgestellten Bilderserien mit Motiven aus einem Grandhotel, der Arktis und dem Regenwald, die Digitalkuratorin Maren Burghard mittels KI generiert hat, machen das deutlich. Ist das, was die Museumsgäste sehen, wirklich real? Wer war hier kreativ: ein Mensch oder die KI? Fragen, die auch die Forschung beschäftigen. Deshalb hat Co-Kuratorin Stephanie Müller Menschen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft nach ihrer Einschätzung befragt.

Die Philosophin Dorothea Winter beispielsweise vergleicht KI mit „Hammer und Meißel […], mit denen Michelangelo seinen David schuf“. Mit anderen Worten: Ohne Arbeitsgeräte hätte es das Werk nicht gegeben, aber die Schöpfung kam vom Künstler selbst. Das gilt auch heute noch: „Kreativ bleibt der kunstschaffende Mensch, KI
sein Werkzeug.“

KI-Programme wie ChatGPT oder Midjourney werden von den Befragten als Unterstützung und Inspiration beschrieben, nicht aber als eigenständig schöpferisches System. Der Mensch ist weiterhin verantwortlich für neue Ideen. Die Soziologin Sabine Pfeiffer betont allerdings: „Inspirieren ist das falsche Wort, denn die KI ist selbst nicht kreativ, sondern letztlich Statistik.“ Statistiken oder Algorithmen haben mit den menschlichen Eigenschaften „kreativ“ oder „inspirierend“ wenig zu tun, daher passen diese aus Sicht des Medienwissenschaftlers Peter Podrez nicht zur KI. Allerdings „lässt sich über das Konzept einer ‚digitalen Kreativität‘ nachdenken, mitsamt (…) Ähnlichkeiten und Unterschieden zu anderen Formen der Kreativität“. Aus wissenschaftlicher Sicht wird bei der Frage nach der Kreativität von KI folgende Tendenz deutlich: Sie ist aktuell ein unterstützendes Werkzeug, aber schöpferische Prozesse obliegen noch
ideenreichen Menschen.

Aber was bewegt die Gäste rund um das Thema KI, welche Bedenken und Ideen haben sie? Ihre Antworten können sie aufschreiben und an ein interaktives Schlüsselbrett hängen. Besonders das Thema „Wie kreativ sind KIs?“ interessiert das Publikum. Ähnlich wie die Forschenden stellen sie die selbstständige Schaffenskraft der KI in Frage und ordnen die innovativen Prozesse dem Menschen zu. So kommentiert ein Gast: „Meiner Meinung nach ist KI nicht kreativ, da sie auf schriftliche Anweisungen von kreativen Menschen reagiert und sie mit Hinblick auf bekannte Daten umsetzt.“ Eine weitere Antwort spricht der KI jegliche Kreativität ab: „Ein Algorithmus ist nicht kreativ!“

Angesichts der rasanten Entwicklung bleibt die Frage nach den Potenzialen von KI weiterhin spannend. Die Ausstellung lädt ein, den Blick auf die ‚neuen Realitäten‘ zu schärfen und sich eine eigene Meinung über das Verhältnis von menschlicher und künstlicher Intelligenz zu bilden.

Museum für Kommunikation Nürnberg
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – Fr 9 – 17 Uhr, Sa, So, Fei 10 – 18 Uhr
Telefon: 0911 23 08 80
mfk-nuernberg.de

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