Nürnberger Unterwelten - dunkle Vielfalt unter der Stadt

von Ralf Arnold - 18.10.2023

Nürnberg - Anno 1994 gründete sich der Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. und es begann eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und Nürnbergs städtischen Museen. Gemeinsam bereitete man als erstes ein Führungskonzept im Historischen Kunstbunker vor. Es folgten viele weitere, interessante Projekte.

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Eingang zum Bunker in der Krebsgasse 18 © Jonathan Danko-Kielkowski

Geheime Stollen und Wassertunnel, Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, Wehrgänge in der Stadtmauer, Bierkeller und Atombunker bilden eine große Vielfalt an Orten mit unterschiedlichsten historischen Hintergründen. So zeugen die Unterwelten von nahezu allen Phasen der Stadtgeschichte.

Im Historischen Kunstbunker wurden während des 2. Weltkrieges unter anderem Nürnberger Gemälde, Goldschmiedearbeiten, Kirchenfenster, darunter auch Raubkunst der Nazis, sicher vor dem Bombenkrieg eingelagert. Die Ausmaße der Kriegszerstörung können während der Führung dank großformatiger Bilder von der damaligen Trümmerwüste eindrücklich vermittelt werden. Aber auch die besondere Leistung des Wiederaufbaus der Nürnberger Altstadt wird thematisiert.

Ein zweites Projekt waren Führungen durch die Kasematten, die heute unter dem Titel Wehr- und Geheimgänge unter der Burg angeboten werden, und Touren durch die Lochwasserleitung, die jetzt den Titel Plumpsklo trifft Ziehbrunnen führen. Abwasser und Frischwasser lagen in der mittelalterlichen Stadt oft sehr nah beieinander. Dass das nicht gut gehen konnte, ist heute bekannt.

Bei den Wehr- und Geheimgängen unter der Burg handelt es sich um die Kasematten im Sockel der Stadtmauer und die Zubringertunnel, durch die die Soldaten zu ihren Geschützstellungen gelangen konnten. Das ausgeklügelte, verwinkelt angelegte System machte Nürnberg zur am besten geschützten Stadt des Deutschen Reiches. Die Festungsanlage wurde über Jahrhunderte nicht überwunden.

In Nürnberg gibt es noch zwei original eingerichtete Atomschutzbunker unter dem Hauptbahnhof und unter der Krebsgasse. 2007 aufgelöst, gab es einst 18 solcher Schutzräume in Nürnberg. Dank des Einsatzes durch den Förderverein Nürnberger Felsengänge konnten die beiden verbleibenden Bunker erhalten werden. Während des Kalten Krieges gebaut, sollten sie Schutz vor Atombomben und anderen Massenvernichtungswaffen bieten. Innen wird die ständig empfundene Bedrohungslage in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg spürbar. Noch ist ein Besuch im Bahnhofsbunker nur sporadisch möglich. Derzeit wird er umgebaut, um auch dort künftig einen regelmäßigen Führungsbetrieb anbieten zu können.

Eine weitere unterirdische Sehenswürdigkeit befindet sich unter dem Alten Rathaus – die Mittelalterlichen Lochgefängnisse. Seit dem 14. Jahrhundert dienten sie zur Untersuchungshaft und Verwahrung von Häftlingen bis hin zur Urteilsvollstreckung. Hier wurde der Wahrheitsfindung nach damaligen Standards nachgegangen. So sind die Lochgefängnisse Zeuge mittelalterlicher Gerichtsbarkeit.

Nürnbergs Geschichtsträchtigkeit spiegelt sich in den Unterwelten nahezu komplett und die stillen, riesigen Anlagen faszinieren Jahr für Jahr tausende von Besuchern.

Nürnberger Unterwelten
Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. Albrecht-Dürer-Straße 21
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten:
Telefon: +49 911 22 70 66
https://www.unterwelten-nuernberg.de/

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