Rätselwesen Mensch

von Pia Dornacher - 18.10.2023

Neumarkt - Ein singender Mann und viele Lauschende: Das Museum Lothar Fischer widmet sich in einer Sonderausstellung bis zum 28. Januar 2024 dem „Rätselwesen Mensch“, dem der berühmte Bildhauer Ernst Barlach zeitlebens nachspürte. Sein großer Auftritt in Neumarkt kommt durch eine einzigartige Kooperation zustande.

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Ernst Barlach „Fries der Lauschenden“ 1930-35 © Andreas Weiss

Vor kurzem feierte die Kunstwelt den
150. Geburtstag von Ernst Barlach. Mit der Sonderausstellung in Neumarkt wird aber nicht nur das Werk dieses großen expressionistischen Bildhauers im Nachgang zu diesem Jubiläum gewürdigt, sondern es wird auch das Hamburger Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma mit seiner exzellenten Sammlung exklusiv in Süddeutschland vorgestellt.

1870 in Wedel in Holstein geboren, zählt der vielfach begabte Ernst Barlach auch im internationalen Kontext zu den bedeutendsten Bildhauern, Zeichnern und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Schon vor seinem Tod 1938 in Rostock war er als „entarteter“ Künstler nationalsozialistischer Verfemung ausgesetzt. Im Zentrum seines Schaffens steht die Beschäftigung mit dem Menschen, seinen Lebensverhältnissen und den damit verbundenen Gefühlszuständen. So ist es Barlachs Anliegen, die menschliche Figur, die er in reduzierter äußerer Form darstellt, in ihren Empfindungen innerlich zu erfassen. Er interessiert sich, wie er es selbst formuliert, für „das unheimliche Rätselwesen Mensch“. Dies zeigen nicht nur seine bekannten Bronzen Der Berserker, Der Rächer, Frierendes Mädchen, Verhüllte Bettlerin oder Der singende Mann, sondern auch der berühmte Fries der Lauschenden aus den Jahren 1930 bis 1935.

An dieser Figurengruppe und den damit verbundenen Zeichnungen arbeitet der Künstler 1934, als der Hamburger Fabrikant Hermann F. Reemtsma ihn erstmals in seinem Atelier in Güstrow besucht. Zu seiner großen Freude erhält Ernst Barlach, der sich in der Gestalt Der Wanderer vermutlich selbst darstellt, von Reemtsma damals den Auftrag zur Vollendung des Figurenensembles. Später schreibt Barlach: „Arbeiten zu dürfen an diesem Werk, schob mich durch die Zeit und hob mich über ihre schlammigen Gründe.“

Im Neumarkter Museum steht der Fries der Lauschenden mit seinen neun Holzskulpturen im Mittelpunkt der Präsentation und somit erstmals im spannungsreichen Dialog mit Lothar Fischers acht weißen Enigma-Variationen von 1996/1997 aus Styropor und Gips. Sowohl Barlachs als auch Fischers überlebensgroß wahrnehmbare Figurenreihen sind gleichermaßen beeindruckend wie rätselhaft. Sie machen die Sonderschau mit insgesamt 28 Arbeiten zu einem besonderen Erlebnis, das in keinem anderen Ausstellungshaus in dieser Form vermittelt werden kann.

https://museum-lothar-fischer.de

Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09181 51 03 48
museum-lothar-fischer.de

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