20 Fallbeispiele von 1945 bis heute

Neue Wechsel- und Wanderausstellung im Cube 600

von Steffen Liebscher - 7.10.2022

Nürnberg - Die Ausstellung geht auf über 20 Fallbeispiele von rechtsterroristischer Gewalt aus den Jahren von 1945 bis heute ein. Sie zeigen das verheerende Ausmaß sowie die andauernde Gefahr dieser Gewalttaten für jeden einzelnen Menschen sowie Staat und Gesellschaft. Hier ein Fallbeispiel:

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Steine symbolisieren im Judentum die Ewigkeit. Ein bemaltes Herz erinnert an den Anschlag in Halle und zeigt, wie sich eine Gesellschaft mit dem Thema auseinandersetzt.

Am 9. Oktober 2019 verübte ein Rechtsterrorist einen Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale. Die Jüdische Gemeinde feierte an diesem Tag Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag. Der Attentäter versuchte, mit selbst gefertigten Waffen und Sprengsätzen in die Synagoge einzudringen, um die dort versammelten Menschen zu ermorden. Die Eingangstür zum Gelände hielt dem Anschlag stand. Daraufhin erschoss er vor der Synagoge die 40-jährige Passantin Jana L. und im nahegelegenen Imbiss „Kiez-Döner“ den 20-jährigen Gast Kevin S.
Zunächst entkam der Täter und wurde schließlich 15 Kilometer vor der Stadt festgenommen.

Der Attentäter handelte aus antisemitischen, rassistischen und frauenfeindlichen Motiven. In einem vor der Tat veröffentlichten Text legte er seine verschwörungstheoretischen Überzeugungen dar und erklärte sich als Kämpfer im „Rassenkrieg“. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte ihn am 21. Dezember 2020 wegen zweifachen Mordes, 68-fachen Mordversuchs und Volksverhetzung zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. Der Prozess im Landgericht Magdeburg war das bis dahin größte Strafverfahren in Sachsen-Anhalt.

Ein zentrales Exponat in der Ausstellung ist der originale Rahmen von der Eingangstür der Jüdischen Gemeinde. Die Eingangstür und ihr Rahmen wurden durch Sprengsätze und Beschuss zwar beschädigt, hielten aber dem Anschlag stand. Der verschlossene Eingang verhinderte so den geplanten Massenmord in der Synagoge. Der in der Ausstellung freistehende Rahmen symbolisiert zudem die offene und pluralistische Gesell-schaft, in der wir in Deutschland leben.

Die be-schädigte Tür wurde durch die damalige Abiturientin Lidia Edel in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde in das Denkmal und Kunstwerk neun-zehn-neunzehn eingebettet (siehe Bild oben). Dieses ist den Opfern und Überlebenden des Terroranschlags gewidmet und befindet sich heute im Innenhof der Synagoge. Das Kunstwerk stellt eine Hand dar und ist ein Symbol des Schutzes. Als Zeichen der Erinnerung und der Trauer haben Kinder und Jugendliche Steine bemalt und um das Denkmal abgelegt.

Memorium Nürnberger Prozesse
Bärenschanzstraße 72
90429 Nürnberg
Öffnungszeiten: Mo, Mi – Fr 9 – 18 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Telefon: 0911 2 31-2 86 14
memorium-nuernberg.de

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