Chossy interveniert im Stadtmuseum Erlangen

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von Sandra Kastner - 7.10.2022

Erlangen - Die bildende Künstlerin Regine von Chossy verbindet in ihrer Intervention und Spurensuche ab dem 13. November eigene Zeichnungen und Plastiken mit den historischen Räumen des Erlanger Stadtmuseums, der Dauerausstellung und ausgewählten Sammlungsstücken aus dem Depot. Durch künstlerische Interventionen setzt sie überraschende Akzente, vermittelt eigene Assoziationen und eröffnet neue Perspektiven auf scheinbar Altbekanntes.

A generic square placeholder image with rounded corners in a figure.
Körper als Material

Die seltsam anmutenden Figuren, die sie in den Ausstellungsräumen platziert, nennt sie Dunkle Seelen, Quarks, Durchbeißer oder Rüssler und kombiniert Aktzeichnungen mit Lederhandschuhen. Dem durch jahrzehntelanges Streicheln von Haaren weitgehend befreiten Erlanger Wolf stellt sie Liebesbriefe aus haarigen Zeiten anbei, das Lurchi-Karussell und den stillgelegten Teilchenbeschleuniger umgibt sie mit ihren Vibrationszeichnungen.

Der Körperbezug ist ein wichtiges Charakteristikum ihres Schaffens, weswegen Regine von Chossy auch mit Jackson Pollock, dem bekanntesten Vertreter des Abstrakten Expressionismus, in Verbindung gebracht wird. Körpergröße und Armlänge bestimmen die Papierformate, Gemütslage und Konstitution die Strichstärke ihrer Zeichnungen. Werktitel wie Glückssee oder Glücksstrich sind bewusst gewählt. Die Betrachtenden sollen die entstehungsbedingt innewohnenden Schwingungen ihrer Vibrationszeichnungen nachvollziehen, im besten Fall spüren können. Die Ausstellung macht dies – mit technischer Unterstützung – möglich.

Wie die Sammlungen des Museums ist auch das Materialrepertoire der ausgebildeten Bildhauerin vielfältig – und teilweise kurios, wenn zum Beispiel Kaffeesatz, Uhren, Metallspäne oder Teile von Zahnprothesen zum Einsatz kommen.

Ganz besonders aber haben es ihr Haare angetan, die für sie „Materie gewordene Wachstumsenergie“ sind. Ihr Haarmuseum, das ebenfalls im Erlanger Stadtmuseum zu sehen sein wird, ist eine beachtliche Sammlung verschiedener Typen menschlicher wie tierischer Hornfäden – mitunter skurril oder sogar abstoßend, aber dennoch faszinierend. Die Ausstellung kombiniert sie mit „Haarigem“ aus Museumsbeständen und lädt die Besucherinnen und Besucher ein, sich mit eigenen Haarspenden in Chossys Sammlung zu verewigen. Die Künstlerin ist mehrmals zu Führungen und Gesangseinlagen aus der WunderKammerMusik selbst vor Ort in Erlangen.

Die Bildhauerin Regine von Chossy – hier im Atelier – nimmt den Körper als Maß und benutzt ihn im Haarmuseum auch als Material. © Gabriela Rocker

Stadtmuseum Erlangen
Martin-Luther-Platz 9
91054 Erlangen
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 9 – 17, Do 9 – 20, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09131 86-23 00
stadtmuseum-erlangen.de

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