Die Künstlerin Irma Goecke in der Kunstvilla

Grande Dame des Textilen

von Andrea Dippel - 10.10.2022

Nürnberg - Im Jahr 1941 wurde in Nürnberg eine Gobelin-Manufaktur begründet, deren Leitung die im Jahr zuvor aus dem Rheinland berufene Künstlerin Irma Goecke (1895 – 1976) übernahm. Sie sollte die Institution über Jahrzehnte prägen. Noch bis 6. November 2022 zeigt die Kunstvilla im Rahmen der Ausstellung Grauzonen. Nürnberger Künstler:innen im Nationalsozialismus Goeckes Wandteppich Begegnung von 1937.

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Irma Goecke vor ihrem Wandbehang „Masken“, um 1928 (Detail)

Geboren in Paris, zog Goecke 1914 mit ihrer Familie nach Düsseldorf, wo sie die Kunstgewerbeschule, später die Kunstakademie besuchte. Dort führte sie von 1918 bis 1920 ein Textilatelier, leitete danach bis 1940 die Textilfachklasse an der Dortmunder Kunstgewerbeschule. 1940 kam Goecke nach Nürnberg, wo sie die Professur für Textilkunst an der Kunstakademie übernahm und parallel von 1941 bis 1966 als künstlerische Leiterin der Gobelin-Manufaktur fungierte.

Als Gründungsmitglied und erste Frau im Vorstand der Künstlergruppe Junges Rheinland 1919 und durch ihre Mitgliedschaft in der Rheinischen Sezession gehörte Goecke in der Weimarer Republik zu einem Kreis fortschrittlicher Künstlerinnen und Künstler.

Im Nationalsozialismus übernahm sie dagegen systemkonforme Auftragsarbeiten, darunter 1942 den Gobelin Die

Weltesche für die Nürnberger SS-Kaserne. Nach 1945 nutzte Goecke ihre Kontakte ins Rheinland, um die Nürnberger Gobelin-Manufaktur abstrakten Kunstentwicklungen zu öffnen. In den 1950er-Jahren gewann sie auf diese Weise documenta-Künstler wie Fritz Winter und Ernst Wilhelm Nay, Gobelins nach ihren Entwürfen fertigen zu lassen.

Kunstvilla
Blumenstraße 17
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Telefon: 0911 2 31-1 40 15
kunstvilla.org

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