Lebensreise eines Nürnberger Künstlers

Vom Waisenkind zum Hofmaler

von Alexander Racz - 6.10.2022

Heroldsberg - Markus Tuschers Lebensgeschichte liest sich wie ein spannender Roman. Sie beginnt im Findel- und Waisenhaus von Nürnberg und endet für den Maler am königlichen Hof in Kopenhagen. Die Sonderausstellung Markus Tuscher – Meister des Barock präsentiert vom 13. Oktober 2022 bis zum 7. Mai 2023 neben Leihgaben aus Dänemark und Nürnberg eine herausragende Auswahl an großformatigen Gemälden, die sich im Roten Schloss Heroldsberg befinden.

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Das Bildnis der Göttin Diana aus dem Jahr 1737 (Leihgabe Rotes Schloss Heroldsberg).

Der ausschlaggebende Faktor dieser Entwicklung war die Förderung durch Carl Benedict Geuder von Heroldsberg, der das künstlerische Talent des jungen Tuschers erkannte und ihm eine Ausbildung in der Zeichenschule des Johann Daniel Preisler (1666-1737) in Nürnberg ermöglichte. In dieser Zeit entstanden mehrere Serien von Zeichnungen, die unter anderem mythologische Themen und das Nürnberger Findelhaus zeigen. Die herausragende Qualität seiner Arbeiten brachte Markus Tuscher (1705-1751) ein Stipendium des Nürnberger Rats ein.

Markus Tuscher im Selbstportrait © Ashmolean Museum, Oxford

Er reiste 1728 nach Italien, wo er einige Jahre lebte. In seiner Italienzeit besuchte er die Städte Neapel, Florenz und Livorno, wo er sich für einige Jahre niederließ. Hier lernte er den dänischen Kapitän Frederik Ludvig Norden kennen, der ihm später das Tor zum dänischen Königshof öffnen sollte.

Tuscher verließ Italien und erreichte über Nürnberg und Amsterdam London, wo er bis 1743 lebte und arbeitete. Hier entstanden Ölgemälde und die großformatige Radierung Einzug von Franz III. von Lothringen und Maria Theresia in Florenz, die zu Tuschers wichtigsten Arbeiten zählt.

Die Einladung an den Hof des dänischen Königs Christian VI. (1699-1746) beschloss Tuschers letzte Lebensstation. Hier erarbeitete er die Kupferstiche für die berühmte Publikation Voyage d’Egypte et Nubie, die 1755 erschien und die Ägypten- und Nubienreise von Frederik Ludvig Norden illustriert. In Kopenhagen entstand auch eine Reihe von großformatigen Gemälden, die Tuscher für das dänische Königshaus schuf.

Als Markus Tuscher von Italien nach London reiste, besuchte er 1741 seinen Förderer Carl Benedict Geuder von Heroldsberg, dem er eine Darstellung der Göttin Diana aus dem Jahr 1737 mitbrachte. Sie wird in der Ausstellung im Weißen Schloss Heroldsberg zum ersten Mal seit sechzig Jahren wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Neben diesem hochkarätigen Barockgemälde sammelte Carl Benedict, der Reichsschultheiß und Vorderster Losunger der Stadt Nürnberg war, zahlreiche Kunstwerke. Seine Sammlung umfasst unter anderem Werke der Barockkünstler Johann Kupetzky (1667-1740) und Johann Martin Schuster (1667-1738). Sie werden neben Druckgrafiken in der Ausstellung gezeigt und vermitteln einen Eindruck der künstlerisch hochwertigen Kunstproduktion im Nürnberg der
1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Abgerundet wird die Barockschau mit Goldschmiedearbeiten der Fürther Künstlerin Fatma Yavuz.

Weißes Schloss Heroldsberg
Kirchenweg 4
90562 Heroldsberg
Öffnungszeiten: Mi 10 – 13 Uhr, Fr, Sa, So 15 – 18 Uhr
Telefon: 0911 23 73 42 60
weisses-schloss-heroldsberg.de

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