Ästhetische Waffen

Die Reichsinsignien, also Reichsschwert, Zeremonienschwert und Zepter, sind zentrale Symbole kaiserlich-weltlicher und kirchlicher Macht. Sie stehen für die Wehrhaftigkeit und Stärke des Reiches und besaßen eine enorme Symbolkraft.
Das Reichsschwert wurde wahrscheinlich für Otto III. im Jahr 1198 geschaffen und seitdem bei Krönungen vom Papst überreicht. Die reich dekorierte Scheide ist aber vermutlich 100 Jahre älter. Auf jeder Seite zieren sie sieben Felder mit bekrönten Gestalten, sodass eine Herrscherreihe von insgesamt vierzehn Königen und Kaisern entsteht – eine kontinuierliche Abfolge von Karl dem Großen bis zu Heinrich III. und eine lange Herrschertradition. Bei feierlichen Anlässen wurde das Reichsschwert mit der Spitze nach oben dem Machthabenden vorangetragen, eher wie eine Standarte als eine Waffe.
Das Zeremonienschwert wurde vermutlich 1220 in Palermo gefertigt. Die Stadt war damals für ihre hohe Textilkunst berühmt. An Textilien erinnern die doppelten Perlenschnüre, die die viereckigen Emailplatten auf der Schwertscheide umgeben – eine sonst für Gewänder typische Verzierung. Die Plättchen nahe dem Griff zeigen auf beiden Seiten einen Reichsadler. Sie zählen zu den frühesten Darstellungen dieses heraldischen Motivs.
Bildliche Wiedergaben der Reichinsignien entstanden erst im 18. Jahrhundert, ein frühes Beispiel ist der in der Studioausstellung gezeigte Kupferstich von Johann Adam Delsenbach. Aus aktuellem Anlass zeigt das Germanische Nationalmuseum derzeit Objekte, die im Kontext von Frieden und Krieg stehen. Thema und Exponatauswahl wechseln alle drei Monate. Ab dem 9. Mai geht es um Tugend(en) und Frieden.
Germanisches Nationalmuseum
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