Karin Rhein ist neue Sammlungsleiterin im GNM

Ein Faible für das 19. Jahrhundert

von Sonja Mißfeldt - 27.2.2023

Nürnberg - Die Kunsthistorikerin Karin Rhein leitet seit Kurzem die Sammlung für Kunst und Kunsthandwerk des 19. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum (GNM). Eine ihrer ersten Aufgaben ist die Neukonzeption der Dauerausstellung.

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Hat in Nürnberg Großes vor: Kunsthistorikerin Karin Rhein.

„Es war für mich eine große Freude, als ich vor fünf Monaten die Leitung der Sammlung zu Kunst und Kunsthandwerk des 19. Jahrhunderts übernehmen durfte“, schwärmt Karin Rhein von ihrer neuen Stelle. Der große Reiz sei ein mindestens dreifacher: zum einen die vielfältige Sammlung – mit Werken von beispielsweise Ferdinand Georg Waldmüller, Anselm Feuerbach oder Max Slevogt und mit Schwerpunkten im Biedermeier, im Historismus und Jugendstil – zum anderen das GNM als herausragendes kulturgeschichtliches Museum mit all seinen Möglichkeiten der Forschung und des Austauschs. Und schließlich ein extrem spannendes und herausforderndes Projekt für die kommenden Jahre, nämlich die Neukonzeption der Dauerausstellung über die Kunst und Kultur des 19. Jahrhunderts.

Der Weg nach Nürnberg war, zumindest räumlich, kein weiter, denn schon 2009 kam Rhein nach Franken. 13 Jahre lang arbeitete sie an einer der schönsten Privatsammlungen deutscher Kunst des 19. Jahrhunderts, im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt.

Ihre Wurzeln liegen allerdings in Berlin. Nach dem Studium ging es über Stationen im Bucerius Kunst Forum in Hamburg, bei den Staatlichen Museen zu Berlin und in der Hamburger Kunsthalle nun nach Nürnberg. Dabei hat sie das 19. Jahrhundert immer begleitet und beschäftigt: von einer Promotion über die deutsche Orientmalerei bis zu einer Reihe von Ausstellungen zu Künstlern wie Johann Georg von Dillis, Ludwig Richter, Karl Hagemeister oder Max Slevogt. Faszinierend an dieser Epoche sind für sie die spannenden Persönlichkeiten, die großen Umbrüche, die technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die oft bis heute nachwirken, die Sehnsüchte und Ideale oder auch die immer schneller aufeinander folgenden Kunststile. Sich mit ihnen auseinander zu setzen, aber ebenso mit den Irrwegen dieser Zeit, öffne ihr immer wieder neue Perspektiven auf die Gegenwart, sagt die 46-Jährige.

Das große Projekt für die nächsten Jahre ist nun die Neugestaltung der Dauerausstellung zur Kunst und Kultur des 19. Jahrhunderts im sogenannten Süd- und Teilen des Südwestbaus – zwei Gebäude aus den 1960er Jahren und der Zeit um 1900, die entlang der Stadtmauer verlaufen. Sie werden zuvor durch das Büro von Stararchitekt David Chipperfield saniert und zeitgemäß umgerüstet. Ein großer Teil der beiden Bauten soll sich im Anschluss dem 19. Jahrhundert widmen und voraussichtlich 2028 wiedereröffnet werden.

Stärker als bisher wird die zukünftige Präsentation sammlungsübergreifend sein, das heißt Malerei, Skulptur, Kunsthandwerk und Handwerk, Musikinstrumente, wissenschaftliche Instrumente, Alltagsleben, Spielzeug, Kleidung, die Bestände des Bayerischen Gewerbemuseums, Beispiele aus der Graphischen Sammlung, der Handschriftensammlung, dem Kunstarchiv und dem Historischen Archiv zusammenbringen. Dabei wirken die verschiedenen Sammlungsbereiche des GNM Hand in Hand. „Mir ist wichtig, dass Konzept und Themen sich aus den vorhandenen Kunstwerken und Objekten der Sammlungen entwickeln und sich am Ende ein differenziertes, spannendes Bild der Zeit und der künstlerischen Produktion ergibt“, hebt Rhein hervor. Man soll mit Lust und Staunen entdecken und sich vertiefen können.

Ziele der Neukonzeption sind zudem eine noch größere Besucherfreundlichkeit, das heißt eine klare Wegeleitung, Barrierefreiheit, Bereiche zur Partizipation und gute Didaktik. Die Ausstellung soll am Ende unabhängig von Wissensstand und kultureller Herkunft für jeden leicht verständlich sein. Themen wie Nationalismus und Demokratie, Umweltzerstörung, Fortschrittsgläubigkeit, Technisierung, Personen- und Starkult und viele andere bieten eine ganze Reihe von Möglichkeiten, auch Brücken ins Heute zu bauen.

Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20.30 Uhr
Telefon: 0911 13 31-0
www.gnm.de

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