Caroline Achaintres Kunst im Museum Lothar Fischer

Geheimnisvolle Doppelgänger

von Pia Dornacher - 27.2.2023

Neumarkt - Ihre Keramiken erinnern an schuppige Schlangenhäute, ihre Wandteppiche an flauschige Tierfelle, ihre Zeichnungen an Rätselbilder: Der geheimnisvollen Kunst von Caroline Achaintre widmet sich die Ausstellung Doppelgänger bis zum 11. Juni 2023 im Neumarkter Museum Lothar Fischer.

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Mercury, 2022, Handgetuftete Wolle und Stofffutter

Für die Künstlerin Caroline Achaintre, die 1969 in Toulouse geboren wurde, ist die Ausstellung in Neumarkt fast ein Heimspiel. Denn die Deutsch-Französin wuchs in Fürth auf. Vor ihrem Studium, das sie 2003 an der Goldsmiths University of London abschloss, hatte sie eine Ausbildung als Schmiedin absolviert. Seit 2018 ist sie Professorin für Textile Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle. Heute lebt und arbeitet sie in London.

Caroline Achaintres vielgestaltiges Schaffen zeichnet sich durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien und Arbeitstechniken aus, die sie teils konzeptuell kombiniert. Neben Papierarbeiten und glasierten Keramiken fertigt sie vor allem Wandteppiche, die durch ihre sinnliche Präsenz faszinieren. Für ihre großen Tapisserien verwendet Caroline Achaintre die Technik des Tuftens. Dabei werden einzelne Wollfäden mit einer Druckpistole von hinten durch die Leinwand geschossen, sodass auf der Vorderseite das Motiv erscheint. Der Entstehungsprozess ist ebenso rätselhaft wie das Kunstwerk selbst, das man so gerne anfassen möchte, weil es Assoziationen an flauschige Tierfelle hervorruft. Ihre kleineren Keramiken mit den lebendigen, schuppenartigen Oberflächen lassen an Zellformationen oder Schlangenhäute denken.

Die intimen Aquarelle wiederum erinnern an Rätselbilder oder das tiefenpsychologische Verfahren des Rorschachtests. Sichtbar werden in ihrem Schaffen geheimnisvolle Maskenformen, merkwürdige Fabelwesen, eigenwillige Köpfe oder hy-
bride Kreaturen. Meist sind es vielschichtige Charaktere oder multiple Identitäten, die die Künstlerin faszinieren und zu Darstellungen anregen. So interessiert Caroline Achaintre auch philosophisch, psychologisch, motivisch und thematisch der Typus des Doppelgängers in seiner Mehrdeutigkeit, was sich auch im Ausstellungstitel widerspiegelt. Für ihr Werk lässt sich die Künstlerin sowohl von der Hoch- als auch von der Popkultur, vom deutschen Expressionismus, ebenso wie von der Volkskunst, aber auch vom mitteleuropäischen Karneval oder vom Animismus bis hin zu Horror, Heavy Metal und Science Fiction inspirieren.

Nach ihrer ersten musealen Einzelausstellung in Deutschland, im Kunstmuseum Ravensburg, würdigt das Museum Lothar Fischer mit über dreißig Arbeiten in einer retrospektiv angelegten Werkschau die international angesehene Künstlerin.

Museum Lothar Fischer
Weiherstraße 7a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 17 Uhr
Telefon: 09181 51 03 48
museum-lothar-fischer.de

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