Ganz neu und echt alt - Die Nürnberger Kaiserburg

von Katharina Heinemann - 18.10.2023

Nürnberg - Die Nürnberger Kaiserburg hat ihr Aussehen in den vergangen 200 Jahren immer wieder verändert. Wie genau? Das zeigt die aktuelle Studioausstellung Ganz neu und echt alt – Die Kaiserburg 2023 noch bis 5. November 2023 mit einzigartigen Stücken.

A generic square placeholder image with rounded corners in a figure.
Links vom Sinwellturm: Der Kleine Saal, hier im Februar 2019 noch als Baustelle © Jürgen Bauer, BSV

Die Kaiserburg fiel 1806 als Staatsgut an das neu gegründete Königreich Bayern. Unter König Ludwig I. wurde Denkmalschutz Teil der staatlichen Geschichts- und Erinnerungspolitik, die Burg zum nationalen Denkmal – und zu einem Aufbewahrungsort altdeutscher Kunst. Bereits 1811 dienten ihre Säle als königliche Gemäldegalerie.

1833 regte die Regierung von Mittelfranken dann an, die Kernburg zu einer repräsentativen Nebenresidenz der Wittelsbacher auszubauen. Gleichzeitig sollten die Räume als „lebendiges Museum des Mittelalters“ dienen. König Ludwig I. beauftragte mit der Planung seinen Konservator der bayerischen Altertümer, den Neugotiker Carl Alexander Heideloff (1789-1865). Ludwig war mit dessen Raumschöpfungen in dunklen Rot- und Grüntönen jedoch nicht einverstanden, die Maßnahmen wurden unterbrochen.

Erst Ludwigs Sohn König Maximilian II. griff Mitte der 1850er Jahre die Umgestaltung wieder auf. Der Umbau im gotischen Stil galt als monarchisches Bekenntnis zur historischen Blütezeit Nürnbergs. Die Idee, die jahrhundertealte Tradition der Burg als Residenz- und Repräsentationsort der römisch-deutschen Könige und Kaiser wieder aufleben zu lassen, fand gerade auch bei denen Anklang, die nach 1806 das Alte Reich romantisch verklärten.

Das NS-Regime vereinnahmte die Burg 1933 zu Propagandazwecken – als Kulisse für das „Dritte Reich“ – und ließ sie als Symbol postulierter deutscher Größe auf die Zeit um 1550 instandsetzen. Die geschmähte neugotische Ausstattung wurde dabei fast vollständig entfernt. Eine in der Ausstellung erstmals wieder gezeigte Sitzgarnitur, die 1855 für das damalige Empfangszimmer der Königin angefertigt worden war, wurde 1934 zunächst ins Depot verfrachtet und dann während des Krieges verkauft. Solche außergewöhnlichen
Stücke sind kaum erhalten – und ein Highlight der Ausstellung.

Im Mittelpunkt stehen die wechselnden Raumausstattungen und ihre Einordnung in den jeweiligen denkmalpflegerischen Kontext. Anschauliche Gegenüberstellungen von Vorher-Nachher-Fotografien, vertiefende Medienstationen und zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Exponate veranschaulichen die Geschichte der Burg. Mehr denn je gilt mit Blick auf das vergangene Jahrzehnt: Die Kaiserburg Nürnberg ist ganz neu und echt alt zugleich!

Zur wechselvollen Geschichte der vergangenen 200 Jahre gehört auch die weitgehende Zerstörung der Bausubstanz im Zweiten Weltkrieg. Für den raschen Beginn des Wiederaufbaus, der sich am Vorkriegszustand orientierte und bis Anfang der 1980er Jahre andauerte, gab es aber gute Gründe: Die historische Bedeutung der Burg, ihre identitätsstiftende Symbolik und ihre stadtbildprägende Lage.

Aber nichts ist von Dauer: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Sanierung der Gebäude aus der ersten Wiederaufbauzeit nötig; man begann 2013 mit der Neugestaltung des Palas. Seither konnten viele Bereiche der Burganlage denkmalgerecht modernisiert und den heutigen Besucherinteressen angepasst werden – auch mit der sehenswerten Dauerausstellung Kaiser – Reich – Stadt. Und endlich kann man auf der Burg auch Kaffee trinken und dabei die Aussicht genießen!

https://kaiserburg-nuernberg.de

Kaiserburg Nürnberg
Auf der Burg 17
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten: tägl. 9 – 18 Uhr, ab 1. Okt 10 – 16 Uhr
Telefon: 0911 24 46 59-0
kaiserburg-nuernberg.de

Teilen mit
Zurück zur Übersicht