Zu Gast auf der Cadolzburg

von Uta Piereth - 1.3.2024

Cadolzburg - Wie haben Kaiser und Fürstinnen, Grafen und Bischöfe im Mittelalter eigentlich gefeiert? Was hatten sie an, wie gingen ihre Tänze und was wurde bei Tisch serviert? Die Cadolzburg vermittelt es – und zwar ganz lebensecht.

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Die animierten Zeichnungen von Robert Kraus machen - augenzwinkernd - manchen festlichen Moment der Geschichte anschaulich.

Schon im Mittelalter und da auch im Winter wurde unter Fürsten gerne gefeiert. Von den bedeutenden Zollern, die in der Mark Brandenburg und vor allem von der Cadolzburg und von Ansbach aus herrschten, wissen wir, dass sie in dieser Zeit Schlittenfahrten und Tanz liebten. Außer den graziös und würdevoll ausgeführten Reigentänzen gab es auch dynamischere Versionen, wo durch Sprünge sportliche Körperkünste unter Beweis gestellt wurden. Später wurden beim „Moriskentanz“ regelrecht akrobatische Verrenkungen aufgeführt - vor edelstem Publikum. Gut tanzen zu können hob jedenfalls das individuelle Ansehen und stellte sichtbar die sozialen Verhältnisse der Geschlechter und den gesellschaftlichen Rang vor Augen.

Die Zollern bestritten zu Weihnachten, Fastnacht und fast das ganze Jahr über begeistert alle Arten von Turnieren in Nürnberg, Ansbach oder Berlin. Die Lieblingsform des Turniers für Kurfürst Albrecht Achilles waren Kolben- oder Massenturniere, die allein den Hochadligen vorbehalten waren - eine kuriose Form aristokratischen Sports! Die zugelassene Gruppe von Reitern schlug sich mit einer Art hölzerner Keule.Sieger wurde, wem es gelang, als Letzter auf dem Ross zu sitzen. Der Aufwand allerdings war gewaltig, weil man ein spezielles Pferd und die teure Ausrüstung brauchte. Oft liehen sich die Adligen dafür gegenseitig das Nötige aus. Albrecht förderte auch die großen Vier-Lande-Turniere, die zwischen 1479 und 1487 unter anderem in Ansbach stattfanden. Ein solcher Turnierhof war ein riesiges, mehrtägiges Fest mit Hunderten von Teilnehmern, Banketten und Tanz. In Ansbach kamen rund 300 Teilnehmer mit etwa 3800 Pferden „vor der Stat uff eynem Acker“ zusammen, dazu 150 noble Damen – der Aufwand war gewaltig, für die Gastgeber wie die Gäste. Wer Lust hat, sich zumindest von der abverlangten Reaktionsschnelligkeit bei solch einem spätmittelalterlichen Turnier einen Eindruck zu verschaffen, kann dies in der Cadolzburg bei einem Spiel tun. Dabei treten zwei Leute gegeneinander an und versuchen, mit einer weichen Keule auf einem elektronischen Display möglichst schnell den sich bewegenden Punkt zu treffen. Ganz Unternehmungslustige schlüpfen mit Hilfe von VR-Brillen gar in die Rolle eines Turnierreiters. Freilich winkt dem Turniersieger dabei zum Lohn kein Geschenk oder anschließendes Bankett, wie es im 15. Jahrhundert üblich war, sondern „nur“ Spaß.

Aber nicht nur für Turniere, auch zu anderen Anlässen wurden früher gerne Gäste bei Hof empfangen: Zur „Prunft“-Zeit folgten im 15. Jahrhundert viele hochrangige Herrschaften den Einladungen der Markgrafen und Kurfürsten in das attraktive Jagdrevier der Cadolzburg. Auch dies war ein Privileg des Hochadels, ebenso nützlich wie sportlich und repräsentativ. Generell suchten die Standesgenossen der Zollern in oft wirklich schwierigen Zeiten bewusst ein fröhliches Zusammensein: „Wir haben viel hiersz hie aussen, jagen, schiessen und sind frölich. Das jung gesind rennt, sticht und tantzt, und (wir) sein selten on geszt.“

Burg Cadolzburg

90556 Cadolzburg
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 16 Uhr, ab April 9 – 18 Uhr
Telefon: 09103 700-8615
burg-cadolzburg.de

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