Badende I, um 1948
Öl auf Leinwand, 59,8 x 69,2 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf, 1952

Heinrich Kertz (1904 – 1950) trat anfangs in die Familientradition der Dekorationsmalerei ein. Er arbeitete ab 1919 im väterlichen Geschäft von Max Kertz und entschloss sich, dieses ab 1937 gemeinsam mit den Brüdern Friedrich und Rudolf zu führen. Gleichzeitig spielte die freie Kunst bei Heinrich von Beginn an eine große Rolle. Er nahm 1922 das Studium an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg auf und wechselte 1926 an die Akademie nach München. Über das Verhältnis von Heinrich zu seinem Onkel Adolf Kertz sind keine Zeugnisse überliefert, allerdings griff der Neffe auf ein ähnliches motivisches Repertoire zurück. Neben Bildnissen und Stillleben entstanden Landschaften und städtische Genreszenen. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1950 ist eine rege künstlerische Tätigkeit zu verzeichnen. Das Thema der „Badenden“ wurde in diesen Jahren zu einem wiederkehrenden Bildmotiv. Unter dem Einfluss der gleichnamigen Werkserie von Paul Cézanne (1839 – 1906) bot die Darstellung weiblicher Akte in einer imaginären Landschaft dem Künstler die Möglichkeit, Farben und Formen in ihrem Zusammenwirken zu studieren. Mit diesen Gemälden erarbeitete Heinrich Kertz sich innerhalb Nürnbergs Kunstlandschaft einen Namen: Bereits 1947 stellte er Bilder dieser Werkgruppe in der Fränkischen Galerie am Marientor aus. Die Stadt Nürnberg erwarb zwei Jahre nach seinem Tod das Gemälde „Badende I“ (um 1948).

Susann Scholl