Flair III, 1994/1998
Plexiglas, Leuchtstoffröhre, Aluminium, 
99 x 130 x 13 cm
Provenienz / Zugang: Ankauf vom Künstler, 2015

Reiner Bergmanns (geb.1950) künstlerische Laufbahn begann mit Zeichenunterricht bei dem Schwabacher Bildhauer Max Renner (1900 – 1974). Während der anschließenden Ausbildung an der Nürnberger Kunstakademie von 1974 bis 1978 traf er auf Johan Lorbeer, mit dem er bis Anfang der 1980er-Jahre als Künstlerduo auftrat. Ihre Arbeiten bewegten sich zwischen den Polen Land Art und Performancekunst. Im Jahr 1978 ging Bergmann nach New York, wo ihn in den folgenden zwei Jahren eine Reihe ganz unterschiedlicher Einflüsse prägte, unter anderem die Clubszene und der persönliche Kontakt zu John Cage. 1980 verlegte Bergmann seinen Wohnort nach Köln und konzentrierte sich zunehmend auf plastische Werke. 1990 kehrte Bergmann schließlich nach Nürnberg zurück.

Ein Fund von Plexiglaselementen in der Nähe von Landshut führte den Künstler 1994 zu einer neuen Werkgruppe. Als horizontale farbige Elemente in einen Bildkasten vor Neonröhren gesetzt, stehen die Lichtobjekte mit ihrer abstrakten Formensprache in der Tradition der Konkreten Kunst. Bei genauem Hinsehen aber verweigern sich die Werke einer rational-kompositorischen Lesart, da die Gebrauchsspuren der Fundstücke bewusst belassen wurden. Letztlich kommen in den Leuchtobjekten verschiedene inhaltliche Aspekte zusammen: die Verwendung der Materialien Neonlicht und Plexiglas, die metaphorische Besetzung des Lichts als Visualisierung des Göttlichen sowie die vielschichtige Beziehung zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, zwischen Fläche und Raum, zwischen Innen und Außen.

Susann Scholl