Sung Tieu erhält Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung

Die Künstlerin Sung Tieu erhält den Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2024. Zurzeit baut sie ihre Ausstellung "One Thousand Times" in der Kunsthalle Nürnberg auf. Diese wird am Freitag, 8. März um 19 Uhr eröffnet.

Die  Stiftung zeichnete Sung Tieu (*1987 in Hai Duong/Vietnam) für ihre systematische Forschungsarbeit aus, die Teil ihrer künstlerische Strategie ist: "In diesen gesellschaftspolitisch herausfordernden Zeiten erachten wir es als besonders wichtig, eine künstlerische Position zu ehren, die sich kritisch mit der komplexen Geschichte Deutschlands auseinandersetzt. Indem wir Sung Tieu mit dem Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2024 auszeichnen, möchten wir ihre künstlerischen Bestrebungen würdigen, übersehene Narrative zu reflektieren, ihr die Möglichkeit geben, ihr Werk in einer umfassenden Überblicksausstellung zu präsentieren und zukünftige Forschung fördern, indem wir neue Arbeiten und eine Publikation in Auftrag geben." (Zitat aus der Begründung der Jury)
Die Auszeichnung wird in Kooperation mit den KW Institute for Contemporary Art vergeben. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis umfasst auch eine Einzelausstellung im KW Institute for Contemporary Art samt begleitender Publikation.

Sung Tieu, die als Kind nach Deutschland kam, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in einer Plattenbausiedlung in der Gehrenseestraße in Berlin. Der Gebäudekomplex wurde in den 1980er-Jahren für vietnamesische Vertragsarbeiter*innen errichtet, die in den Volkseigenen Betrieben (VEB) der DDR tätig waren. In ihrer Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg steht die seit 2002 leer stehende Wohnanlage ebenso im Fokus wie das Arbeits- und Privatleben der dort lebenden Arbeiter*innen.

In systematischer Arbeit trug sie nicht nur Archivalien wie z. B. das Abkommen der DDR mit der Sozialistischen Republik Vietnam, Flugdaten samt Anzahl der ankommenden Arbeiter*innen und deren Verteilung in die VEB, Arbeitsverträge und Tätigkeitsbeschreibungen sowie die Heimordnung für die Wohnanlage zusammen. Sie sammelt ebenso Werkstücke, die die Arbeiter*innen gefertigt haben, und lässt in maßstabsgetreuen Nachbildungen das Zimmer, das sie mit ihrer Mutter bewohnte, erfahrbar werden. 

 

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