Ein Stück vom Himmel. Some kind of Heaven

20.02. bis 13.04.1997

Die Kunst der neunziger Jahre ist in ihrer Gestalt von global definierten Schönheitsnormen ebenso geprägt wie von einer starken Betonung der Individualität und dem Rückzug auf Privates. In der Ausstellung geht es um künstlerische Positionen, die auf einen aus den Massenmedien der siebziger Jahre resultierenden Druck zur Perfektion und leichten Lesbarkeit reagieren. Es werden dabei auch ganz persönliche Sehnsüchte und Phantasien formuliert. Die Strategien, mit denen die großen Themen von Leben, Liebe und Tod verfolgt werden, sind in der Werbe- ud Populärkultur entlehnt. Doch hinter dem angespannten Lächeln des Banalen verbirgt sich ein ganz ursprünglicher Sinn für Romantik und Humor.

Die Ausstellung mit Werken von Rita Ackermann, Vanessa Beecroft, Ute Behrend, Sylvie Fleury, Jun Hasegawa, Mariko Mori, Elisabeth Peyton, Liza May Post, Pipilotti Rist; Georgina Starr und Jane & Luise Wilson, gemeinsam konzipiert von Eva Meyer-Hermann und Sadie Coles, war anschließend in London zu sehen.

Die Künstler gehören zu einer Generation, die in den siebziger Jahren aufwuchs, einer Dekade, die ganz im Bann von Fernsehen, Film und Magazinen stand. Vorstellungen und Verhaltensweisen erhielten in dieser Zeit neue Leitbilder und Maßstäbe. Die heute entstehenden Kunstwerke sind in ihrer Sprache und ihrer Struktur den neuen Medien eng verwandt, sie erscheinen dem Betrachter vertraut und erleichtern die Annäherung. Das sichtbare Äußere aller Arbeiten der Ausstellung gehorcht einer in den neunziger Jahren verbindlich gewordenen Norm des 'Schönen'. Reklamewelten und Starkultur bilden die Triebfeder für viele der neuen Arbeiten, doch hinter dem angespannten Lächeln des Banalen verbirgt sich ein ganz ursprünglicher, animierender Sinn für Romantik und Humor. Die Arbeiten der Ausstellung dokumentieren nicht, sondern schreiten von der Wirklichkeit hinüber in Traumwelten, in konstruierte Phantasien und geklonte Visionen. Neben dem spielerischen Umgang mit den großen Themen des Lebens, der Liebe und dem Tod, werden Fragen nach Geschlechterrollen, Gesellschaft und Massenkultur nicht analytisch seziert, sondern angenommen und mit einem Augenzwinkern auf ihrer Oberfläche bewegt. Dabei scheinen einige der Arbeiten die zeitgenössische Kultur geradezu anzubeten und wirken auf den ersten Blick wie Devotionalien. Sie verzichten auf Expressivität zugunsten standardisierter Formen, die fetischhafte Züge tragen können. Die bewußten Vereinfachungen führen zu plakativ umrissenen Erzählungen oder Erscheinungen, die verführerisch Mode und Popkultur mimen. In den Formeln für Liebe und Sehnsucht vermischen sich Fiktion und Realität und liefern mehr Informationen als Lösungen.

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