Unter Helden. Vor-Bilder in der Gegenwartskunst

26. Mai bis 24. Juli 2011

In ihrem Lied History Repeating (1997) blickt Shirley Bassey mit Skepsis und Ironie auf die Welt, die sich von vermeintlich immer neuen Revolutionen und Moden infizieren lässt. Sie bleibt jedoch gelassen und stellt lakonisch fest: "That it’s all just a little bit of history repeating" ...
Ganz unrecht hat die britische Sängerin mit dieser Einschätzung wohl nicht: Tatsächlich leben wir in einer Zeit, in der sich die Bildende Kunst – ebenso wie Musik, Mode, Film und Literatur – fast unweigerlich auf andere Künstler, auf deren Arbeitsweise wie Motivkanon bezieht. Die Gegenwartskunst nutzt ein vielschichtiges Referenzsystem aus Zitaten und Variationen, aus Aneignungen, Adaptionen und Samplings. Künstler verweisen auf (historische) Vorbilder und es wird übermalt, re-inszeniert, konterkariert, integriert, systematisiert und auch ikonisiert.
Mit copy and paste hat dieser Prozess jedoch nichts zu tun. Auch ging es den an der internationalen Gruppenausstellung Unter Helden. Vor-Bilder in der Gegenwartskunst beteiligten Künstlern nicht um die romantische Verklärung der Vergangenheit oder um einen kulturellen Wertekonservatismus. Vielmehr entwickelten sie aus der kunsthistorischen Referenz eigenständige Werke mit einer dezidiert neuen Qualität und einer vom Vorbild vielfach unabhängigen Aussage. Dabei waren bereits die verwendeten Medien – Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video und Installation – höchst abwechslungsreich.
Vielfältig sind auch die gewählten Vorbilder: Diese reichen von den „alten Meistern“ Albrecht Dürer (Claudia Angelmaier, Javier Téllez, Veron Urdarianu) und Diego Velazquez (Mark Wallinger) über Ikonen des 19. und 20. Jahrhunderts wie Egon Schiele (Gabriel Vormstein), Marcel Duchamp (Sabine Groß), Jackson Pollock (Klaus Mosettig), Meret Oppenheimer (Hanna Brandes), Carl Andre (Sabine Groß, Martin Wöhrl) oder Martin Kippenberger (Jonathan Monk) hin zu aktuellen „Helden“ der Kunstwelt wie Gerhard Richter (Benjamin Moravec) oder Peter Doig (Veron Urdarianu). Werke von Jan Dörre, Carina Linge, Daniel Richter, Norbert Schwontkowski und Stefan Stößel zeigen, wie zeitgenössische Stillleben, Trompe-l‘œil-Malerei oder Vanitas-Symbole aussehen können. Das Titelmotiv der Ausstellung zeigte eine der großformatigen Fotografien des dänischen Künstlerduos Elmgreen & Dragset, die Skulpturen des Bildhauers Bertel Thorvaldsen Sportstrümpfe, T-Shirts oder Jeansshorts anziehen und so am klassizistischen Pathos der Skulpturen kratzen.

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