Alicja Kwade. Warten auf Gegenwart II

12. März bis 24. Mai 2015

Was ist Realität? Was ist Wirklichkeit? Welche Gewissheiten sind nur ein Konstrukt? Ist die Wahrheit naturwissenschaftlicher Gesetze absolut? Oder ist etwas nur wahr oder wertvoll, weil in diesem Punkt ein gesellschaftlicher Konsens besteht? Gibt es parallele Realitäten und kann Kunst diese visualisieren?
In ihren Installationen, Skulpturen, Videoarbeiten und Fotografien stellt Alicja Kwade solche Fragen nach unserer Wahrnehmung von Realität. Ihre Werke thematisieren naturwissenschaftliche, philosophische, gesellschaft­liche oder auch ökonomische Phänomene, die unser alltägliches Leben bestimmen. Durch pointierte Eingriffe wie Verformungen und Spiegelungen, Doppelungen und Vervielfältigungen aber auch durch eine ungewöhnliche Kombinatorik provoziert die Künstlerin jedoch ein gedankliches Stolpern. Neue Kausalketten lassen uns an der Absolutheit naturwissenschaftlicher Gesetze oder kollektiver Wertvorstellungen zweifeln, vermeintliche Wahrheiten wie vertraute Sehgewohnheiten werden auf den Kopf gestellt. In einem Spagat zwischen diskursiver Qualität und ästhetischer Präzision gelingt es Alicja Kwade für abstrakte Werte stets visuell starke Bildmetaphern zu finden. In der Kunsthalle Nürnberg zeigte sich dieses unter anderem bei dem komplexen Thema der Zeit. Bereits der Ausstellungstitel Warten auf Gegenwart II spielt auf den Zeitpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft an und wirft die grundsätzliche Frage nach dem Wesen der Zeit auf. Wie erleben wir Gegenwärtigkeit, Veränderung oder den Verlauf der Zeit? Wie ein roter Faden zieht sich der Zeitbegriff als ein vielschichtiges Phänomen durch den Ausstellungsparcour.

Alicja Kwade (geboren 1979 in Kattowitz, Polen) lebt und arbeitet in Berlin, wo sie von 1999 bis 2005 an der Universität der Künste studierte. Ihre Arbeiten wurden in den vergangenen Jahren in zahlreichen Institutionen gezeigt, u.a. 2013 im Haus Esters in Krefeld oder 2012 in der Gruppenaus­stellung Made in Germany II im Kunstverein Hannover. Gerade hat die Künstlerin den hoch dotierten hectorpreis der Kunsthalle Mannheim erhalten, der alle drei Jahre im Bereich Bildhauerei, Objektkunst und Rauminstallation vergeben wird.
Die Ausstellung Warten auf Gegenwart II entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum St. Gallen. Im Verlag der Buchhandlung Walther König erschien ein umfangreicher Ausstellungskatalog mit Texten u. a. von Nadia Veronese und Harriet Zilch sowie einer fotografischen Dokumentation der Ausstellungen in St. Gallen und Nürnberg.

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