Peter Doig. Blizzard seventy-seven

30.04. bis 03.06.1998

Die als Wanderausstellung mit drei Stationen zusammen mit der Kunsthalle zu Kiel und der Whitechapel Art Gallery in London konzipierte Schau wurde in Nürnberg in ihrer umfangreichsten Version gezeigt. Etwa 45 Bilder (Öl auf Leinwand) der letzten zehn Jahre vermittelten einen Einblick in das Oeuvre des in London lebenden Malers.

Peter Doig geb. 1959 in Edinburgh und aufgewachsen in Kanada, ist ein Einzelgänger der aktuellen Londoner Kunstszene. Während viele junge Künstler dort derzeit ihre Auseinandersetzung mit der Pop-Kultur auf dem großen, nährenden Teppich der Kunst zelebrieren, ist Peter Doig ein Maler der leisen Töne. An dem großen Strom der pulsierenden Clubszene nimmt er nicht teil - und doch speist sich manches in seinem Werk aus den gleichen Quellen.

Die Malerei von Peter Doig bezieht sich auf die Geschichte der Malerei, ohne sie an ein Ende führen zu wollen. Sie schöpft einerseits aus dem Reservoir einer langen Tradition der Landschaftsmalerei, andererseits ist sie fest im heutigen Leben verankert. Man kann sich angesichts der Bilder auf Diskussionen zwischen abstrakt und malerisch, zwischen gegenständlich und erzählerisch einlassen - aber man wird nie zu einem eindeutigen Ergebnis kommen.

Die Bilder sind weder Malerei um der Malerei willen, noch sind sie vor der Natur gemalt. Sie laufen mit oft sprödem Pinselstrich und einem gleichsam unakademischen Bildaufbau gegen die Vorstellung einer "schönen Kunst". Und doch sind sie verführerisch, bunt, voller Einzelbilder und Erinnerungen, bieten eine offene Bühne für Gedanken und Vorstellungen.

Anls für die Bilder sind Reiseprospekte, Zeitungsphotos oder private Schnappschüsse, die von persönlichen Erlebnissen zeugen. Auch ein Film kann die Initialzündung zur Beschäftigung mit einem Thema liefern. In den Gemälden gerinnen Erinnerung und Biographisches ebenso wie erzählte Handlungen zu fast unerträglich dauernden Momentaufnahmen. Immer sind es die widerstreitenden Komponenten, von abstrakt zu figurativ, von nah zu fern, von Augenblick zu Dauer, von Tradition zu Innovation, die die Spannung in den Bildern Peter Doigs aufrecht erhalten und sie zu einem ganz zeitgenössischen Ausdruck einer brüchigen, in vielen Facetten deutbaren Welt machen.

Peter Doig hat in London an der St. Martin's School und an der Chelsea School of Art bis 1990 studiert. Er lebt, arbeitet und unterrichtet in London.

Zur Ausstellung ist eine Publikation mit 152 Seiten und 81 Abbildungen mit Texten von Terry Myers, Hans-Werner Schmidt, Felicity Lunn und Eva Meyer-Hermann erschienen.

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