In Kunst und Literatur begegnen uns immer wieder die Gegensätze Idylle und Apokalypse – zwei Konzepte, die tief in der menschlichen Vorstellung verankert sind und einander in ihrer Widersprüch­lichkeit herausfordern. Diese Dichotomie zeigt sich sowohl in der Darstellung einer idealisierten Welt als auch in der Auseinandersetzung mit Zerstörung und Untergang. Die Werke aus der Slg. Wilhelm Otto Nachf., die für das Kapitel Between Idyll and Apocalypse ausgewählt wurden, verdeutlichen jedoch, dass Idylle und Apokalypse oft nicht als unvereinbare Gegensätze erscheinen. Vielmehr ist die Realität oft vielschichtiger und nuancierter, als es eine klare Trennung von Gut und Böse, Belohnung und Bestrafung – wie sie in zahlreichen religiösen und politischen Konzepten vertreten wird – erahnen lässt. Idylle und Apokalypse sind oft miteinander verwoben, in einer Art Koexistenz, in der Schönheit und Verfall nebeneinander bestehen. Die Idylle ist nicht nur ein idealisierter Zustand, sondern auch ein zerbrechliches Gleichgewicht, das von äußeren und inneren Kräften in Frage gestellt wird. Die Apokalypse hingegen ist nicht nur das endgültige Ende, sondern kann ebenso einen Neuanfang und eine tiefgreifende Transformation symbolisieren.

Die Arbeiten von Peter Duka zeigen idealisierte Landschaften, jedoch erzählen die Ruinen am Bildhorizont ebenso von Untergang und Verfall, und die Abwesenheit des Menschen provoziert Gedanken an eine post-apokalyptische Welt. Auch Andreas Slominski spielt geschickt mit den Gegensätzen: Sein Modell einer Kirche, mit Glockenturm und wehender Wetterfahne, scheint nur auf den ersten Blick heilsversprechend. Es entpuppt sich als Rattenfalle und erzeugt als solche eine Vielzahl an provokanten Assoziationen. Einen Schrank, Archivblätter sowie Überreste von Vogelpräparaten aus dem ehemaligen Naturhistorischen Museum in Pristina nutzt Petrit Halilaj für seine Werke, die von Krieg und Verlust erzählen. Während Marcel Odenbach in seiner Arbeit Aber dass er verurteilt wurde, das weiß er doch? Grauen und Rechtslosigkeit durch eine Ansammlung an Schusswaffen thematisiert, zeigt Dirk Skreber apokalyptische Bildwelten: Ein Hochhaus droht in den Fluten einer modernen Sintflut zu versinken; ein Wohnwagen liegt nach einer Implosion wie ein Käfer auf dem Rücken, zurückgelassen in einer zerstörten Landschaft, jedoch unter blauem Himmel. All diese Werke provozieren Gedanken über die Zerbrechlichkeit und den Wandel der Welt.